In Berlin kommt die "Jugendkulturkarte" in Höhe von 50 Euro, vom Bund der "Jugendkulturpass" im Wert von 200 Euro – Gutscheine, die alle ab 18 für Kulturangebote interessieren sollen. Wir erklären die Unterschiede.
Jugendkulturpass der Bundesregierung
Mit dem Jugendkulturpass der Bundesregierung sollen alle deutschen Bürger*innen, die nächstes Jahr 18 werden, angeregt werden, Kulturangebote für sich zu entdecken, hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärt. Auf dieses Angebot sei sie "wirklich stolz", das Ganze solle eine Art "Interrail-Fahrt in die Kultureinrichtungen" sein. Vor allem junge Leute hätten "ganz massiv unter der Pandemie gelitten".
"Der Jugendkulturpass der Bundesregierung ist im Prinzip ein Kulturgutschein über 200 Euro für alle, die im nächsten Jahr 18 werden."
Kritikerinnen und Kritiker sagen: Es haben ja nicht nur die unter der Pandemie gelitten, die nächstens Jahr 18 werden. Die Bundesregierung hat das offenbar registriert und sagt, sie will den Kulturpass ausweiten, wenn er erfolgreich ist. Dann bekämen ihn auch 15-, 16- und 17-Jährige. Alle, die jetzt schon 18 oder älter sind, gehen aber leer aus.
Jugendkulturkarte in Berlin
Beim Berliner Modell ist die Altersgrenze weiter gezogen: Die Jugendkulturkarte in Höhe von 50 Euro gilt für 18- bis 23-Jährige. Wer 2023 volljährig wird und in Berlin gemeldet ist, kann nächstes Jahr also 250 Euro bekommen: 200 Euro vom Bund und 50 Euro vom Land Berlin.
Beim Berliner Modell sollen die 50 Euro tatsächlich für Kulturveranstaltungen ausgegeben werden, erklärt Berlins Kultursenator Klaus Lederer. Es geht vor allem um kleinere, lokal betriebene Theater und Museen oder Programmkinos. Man kann mit dem Geld auch zu Konzerten gehen oder in Berliner Clubs. Bücher damit zu kaufen zum Beispiel, ist aber nicht eingeplant.
"Ein Programm mit Veranstaltungscharakter soll gefördert werden, kuratiert in den Einrichtungen. Es soll die Berliner Kultur sein."
Beim bundesweiten Kulturpass sind neben Kulturveranstaltungen auch Bücher mit dabei oder der Plattenladen um die Ecke. Anders als beim Vorbild Frankreich sind aber keine digitalen Angebote eingeschlossen. Wenn der lokale Plattenladen um die Ecke allerdings einen Online-Shop hat, geht das aber klar.
Frankreich: Gutschein auch für Bücher, Games & Streaming
In Frankreich gibt es einen "pass culturel" schon seit über einem Jahr. Mit 18 bekommen junge Erwachsene 300 Euro. Und die können sie auch für Streaminganbieter ausgeben - allerdings nur für französische wie Canal Plus oder die Musikplattform Deezer. Außerdem kann man das Geld auch in Games investieren - wenn sie denn auf Französisch sind und einen kulturellen oder pädagogischen Wert haben.
"Knapp 80 Prozent des Gutschein-Geldes haben die jungen Menschen in Frankreich in Bücher investiert, vor allem in Mangas."
Mit großem Abstand am meisten Geld, nämlich knapp 80 Prozent davon, haben die jungen Menschen in Frankreich aber in Bücher investiert, vor allem in Mangas, also japanische Comics. In diesem Bereich hat der Kulturpass für Auflagenrekorde gesorgt: 14 Millionen Mangas sind im letzten Jahr in Frankreich verkauft worden – das ist eine Steigerung um 168 Prozent.
Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Neben den Buchhändlern würde vor allem die japanische Kultur profitieren, nicht die lokale französische. Vielleicht auch deshalb sind Bücher und Comics in den Modellen von Bund und Land Berlin ausgeklammert.
Warum gibt es zwei Modelle?
Der Berliner Senat arbeitet schon seit einem Jahr an der Jugendkulturkarte und war etwas überrascht vom Vorstoß des Bundes. Es wurde aber entschieden, beide Modelle parallel umzusetzen. Berlin ist auch schon etwas weiter als der Bund, was die konkrete Umsetzung angeht: Ab Februar sollen Chipkarten ausgegeben werden – die 50 Euro sollen dort dann virtuell draufgeladen sein, sodass man mit den Karten bei teilnehmenden Einrichtungen bezahlen kann.
Der Jugendkulturpass vom Bund wiederum soll erst im zweiten Quartal 2023 starten, also irgendwann ab April. Das Ganze soll per Website und App funktionieren, wo sich die 18-Jährigen und die Kultureinrichtungen, die mitmachen, erstmal registrieren müssen. Es gibt noch einige offenen Fragen, weshalb die 100 Millionen Euro, die dafür vorgesehen sind, auch noch auf Eis liegen.