Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahren in Deutschland häufiger Gewalt ausgeübt. Dieser Anstieg findet sich gleichermaßen bei deutschen und nicht-deutschen Jugendlichen. Ein Vortrag der Soziologin Susann Prätor.
Nimmt Jugendgewalt zu? Ist von Jugendlichen ausgeübte Gewalt heute brutaler als früher? Werden jugendliche Gewalttäter immer jünger? Gibt es Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen jugendlichen Gewalttätern? Das sind einige der Fragen, die Susann Prätor in ihrem Vortrag beantwortet.
"Die Anstiege der Gewaltkriminalität in den letzten Jahren finden sich für deutsche und nichtdeutsche Jugendliche gleichermaßen."
Susann Prätor forscht zu Kinder- und Jugendkriminalität und ist Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen. Über Kinder- und Jugendkriminalität gibt es viele Klischees und Vorstellungen, die nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen, sagt sie in ihrem Vortrag. Ein bekanntes Phänomen ist zum Beispiel, dass jede Generation wieder glaubt, die nachfolgende Generation sei gewalttätiger und brutaler als die eigene.
Auswertung von Polizeistatistiken und Umfragen
Um Entwicklungen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität zuverlässig diagnostizieren zu können, hat Susann Prätor viele Daten ausgewertet. Aus dem so genannten Hellbereich, das sind zum Beispiel die offiziellen Polizeistatistiken, und aus dem Dunkelbereich, das sind Daten zu jugendlichen Straftaten, die aus empirischen Umfragen gewonnen werden und auch Vorfälle miteinschließen, die nicht in offiziellen Polizeistatistiken auftauchen.
"Es gibt keine Hinweise dafür, dass Jugendgewalt brutaler wird."
Ja, sagt Susann Prätor, die Daten zeigen, dass Jugendgewalt in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen hat und dass jugendliche Gewalttäter oft jünger sind, als sie es früher waren. Aus den Daten lässt sich aber nicht ablesen, dass Jugendgewalt brutaler geworden ist. Und wenn man einen fairen Vergleich zieht, also Jugendliche mit gleichen Lebensbedingungen miteinander vergleicht, wird deutlich, dass Herkunft keine Rolle spielt, sagt Susann Prätor.
"Es gibt überhaupt keine Unterschiede im Gewaltverhalten, wenn ich einen fairen Vergleich mache, nämlich Menschen unter gleichen Lebensbedingungen vergleiche."
Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn daraus ergibt sich bereits der Ansatz für eine Lösung, sagt Prätor: Wir müssen die Lebensumstände von Jugendlichen verbessern.
Susann Prätor ist Professorin an der Polizeiakademie Niedersachen und forscht zu Kinder- und Jugendkriminalität. Ihr Vortrag hat den Titel "Jugendgewalt in Deutschland - Erkenntnisse aus dem Hell- und Dunkelfeld." Sie hat diesen Vortrag am 13. März 2025 in Berlin gehalten auf der Fachtagung der Beratungsstelle Grüner Vogel e.V.