Der Balkan gleicht einem Pulverfass: Immer wieder kommt es in der Geschichte zu Konflikten und Kriegen. Einer der blutigsten war der Bosnienkrieg, der 1995 endete – vor 30 Jahren. Doch Spannungen bestehen bis heute.
Der Balkan ist schon lange eine unruhige Region. Immer wieder führten ethnische, religiöse und politische Konflikte zwischen den Völkern, die auf dem Balkan lebten, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Kriegen. Das einst zum Osmanischen Reich gehörende Gebiet erlangte den Ruf, der 'Nahe Osten Europas' zu sein, dessen Konflikte von außen schwer durchschaubar und offenbar kaum zu lösen waren.
Vor dem Ersten Weltkrieg, der durch ein Attentat in Sarajevo Ende 1914 ausgelöst wurde, war der Balkan bereits 1912 und 1913 in die beiden Balkankriege verwickelt, in denen verschiedene Staaten in unterschiedlichen Konstellationen kämpften. Im Ergebnis wurde das Osmanische Reich bis an die Grenzen der heutigen Türkei zurückgedrängt.Titos Rolle in den Konflikten
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand 1918 das Königreich Jugoslawien, das im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzt wurde. Gegen die deutschen Besatzer kämpfte die jugoslawische 'Volksbefreiungsarmee', in der Josip Broz Tito eine herausragende Rolle spielte.
Nach 1945 gelang es ihm nicht nur, seine Taten zu mystifizieren und als Held aus dem Befreiungskampf gegen die Deutschen hervorzugehen, sondern er wurde auch Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Es gelang ihm, die unterschiedlichen Interessen der vielen Ethnien innerhalb Jugoslawiens so auszugleichen, dass diese nicht in offene Feindschaft umschlugen.
Wie sehr dies mit seiner in Jugoslawien unangefochtenen Person zusammenhing, wurde nach Titos Tod im Mai 1980 klar. Denn im nächsten Jahrzehnt brachen die alten Konflikte Stück für Stück wieder auf: Es kam zu den sogenannten Jugoslawienkriegen, die von 1991 bis 2001 andauerten.
Der Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 war der blutigste dieser Kriege. Er wurde mit dem Abkommen von Dayton Ende 1995 beendet, nachdem die NATO und die USA massiven Druck auf die Kriegsparteien ausgeübt hatten. Mit dem Abkommen wurde Bosnien-Herzegowina zum unabhängigen Staat.
Ihr hört in "Eine Stunde History":
- Der Autor und Balkanexperte Norbert Mappes-Niediek erläutert die lange Geschichte der Balkankonflikte
- Der Osteuropa-Historiker Carl Bethke beschreibt die Rolle des serbischen Präsidenten Slobodan Milošević im Bosnienkrieg
- Der Politikwissenschaftler Alexander Rhotert war an der Umsetzung des Abkommens von Dayton beteiligt und schildert Inhalt und Ziele des Abkommens
- Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Balkankonflikte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an die Unterzeichnung des Abkommens von Dayton in Paris am 14. Dezember 1995
- Norbert Mappes-Niediek
- Carl Bethke
- Alexsander Rhotert
