Erst 2010 wagte Karstadt nach der Insolvenz einen Neustart, jetzt droht rund 20 Filialen die Schließung. Handelsexperte Thomas Roeb sieht für die Zukunft des Unternehmens ziemlich schwarz.
Zwar ist noch nichts endgültig beschlossen, aber laut Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl steht dem Karstadt-Konzern ein harter Sanierungskurs bevor. Mehr als 20 der 83 Filialen könnten vor der Schließung stehen. Zwischen 2500 bis 3500 Mitarbeiter könnten betroffen sein, schätzt Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Für ihn liegen wichtige Gründe für die jetzige Krise in der Vergangenheit.
"Noch vor acht Jahren hat Karstadt durchaus noch Gewinne gemacht. Man ist aber auch damals schon hingegangen, hat das Geld abgeschöpft und anderweitig verbrannt."
Schon unter der Leitung von Thomas Middelhoff habe man zu wenig in die Karstadt-Warenhauskette investiert. Zu hohe Gehälter auch bei den Mitarbeitern in den 1990er Jahren hätten zusätzlich finanzielle Mittel abgezogen, meint Thomas Roeb.
Verfehlter Neustart
Nicolas Berggruen, der nach der Insolvenz mit dem Konzern 2010 einen Neustart wagte, habe ebenfalls Fehler gemacht: Mit Andrew Jennings habe der Investor einen völlig inkompetenten Topmanager aus dem Ausland geholt und jetzt, wo Karstadt keine Gewinne mehr erwirtschaftet, sei Nicolas Berggruen noch weniger bereit, in das Unternehmen zu investieren. Auch deshalb habe Andrew Jennings Nachfolgerin Eva-Lotta Sjöstedt schon nach kurzer Zeit wieder das Handtuch geworfen.
"Ein Unternehmen, das 100, 150 Millionen Euro Verlust macht - das will man eben nicht geschenkt haben."
Ein Verkauf des heruntergewirtschafteten Konzerns sei derzeit so gut wie unmöglich, glaubt Thomas Roeb. Durch die angekündigten Filialschließungen versuche man nun wohl zu retten, was noch zu retten ist - um dann vielleicht doch noch einmal einen neuen Investor zu finden. Leicht werde auch das nicht, denn mit jeder Schließung, so Thomas Roeb, verkleinere der Konzern seine Basis und damit auch die Möglichkeit, in Zukunft wieder Gewinne zu erwirtschaften.