Henryk wollte schon als Kind Koch werden. Aber mit Anfang 30 schmeißt er hin und wechselt den Job. Die Arbeitszeiten sind einfach zu krass. Und Anika hat als Kellnerin von Randale bis Belästigung schon alles erlebt. Sie beide erzählen in dieser A21 davon, wie es wirklich ist, in der Gastro zu arbeiten.
Der Gastrojob ist für viele ein Traum. Und es hat auch gewisse Vorzüge. Es geht prima parallel zum Studium, meist trinkt und isst man umsonst, die Tage, an denen gearbeitet wird, sind relativ flexibel und die Partys sind einfach der Hammer. Gastroleute können feiern! "Dagegen ist Las Vegas nichts", sagt Henryk, der jahrelang in seinem Traumberuf als Koch in der Gastronomie gearbeitet hat.
"Und natürlich waren das gute Partys nach Feierabend. Gastropartys sind die besten Partys, die du erleben kannst."
Für Henryk war Koch ein absoluter Traumjob – schon als er ein Kind war. Und er hat richtig gerne als Koch gearbeitet. Er erinnert sich an die schönen Momente, wenn beispielsweise Azubis ihre Prüfung bestanden hatten, wozu er seinen Beitrag geleistet hatte, oder an die glücklichen Gesichter der Gäste, wenn sie sein Essen serviert bekamen. "Das Gefühl, den Menschen einen schönen Abend bereitet zu haben, ist einfach toll", sagt Henryk.
Und nicht zuletzt waren da auch die abgefahrenen Momente, als einmal im Kühlhaus ein riesen Eimer mit Ketchup umkippte und überall bis zur Decke rote Spritzer waren. "Da legt man sich natürlich rein und macht Fotos. Sowas machst du nur in der Gastro."
Henryk will auch für seine Familie da sein
Aber irgendwann zehren die zehn- bis 14-Stunden-Tage an Henryks Substanz. Nicht selten arbeiten Köche und Köchinnen zwei Wochen durch. Als Henryk Anfang 30 war, spielte der Kinderwunsch eine große Rolle und er wollte als Vater da sein. Bei seinen Kollegen bekam er mit, wie sie nicht zu Fußballspielen der Söhne konnten, weil sie arbeiten mussten. Das wollte er für sich nicht – und wechselte den Beruf. Zwar ist er jetzt glücklich, aber den Job als Koch vermisst er sehr.
Anika erlebte randalierende Gäste und Belästigung
Anika hingegen würde niemals wieder als Kellnerin arbeiten wollen. Um ihr Studium zu finanzieren und von zu Hause ausziehen zu können, meldete sie sich damals bei einem Personaldienstleister an. "Ein paar Formulare online ausfüllen und zack war man dabei", erinnert sich Anika.
Im Gedächtnis geblieben sind ihr Gäste, die bei einem Konzert eine Loge angemietet hatten. Sie fragten, wer an diesem Abend denn für sie zuständig sei und Anika meldete sich. Direkt bekam sie von der Truppe einen Blumenstrauß überreicht, sowie einen Umschlag mit Geld. Quasi als Vorab-Entschuldigung. Die Gäste sagten, sie hätten sich für heute Abend mal was gegönnt. Es könnte etwas wilder werden. "Da hatten sie nicht zu viel versprochen", erinnert sich Anika.
"Wir haben dann am Ende nur noch wagenweise das Bier da reingerollt. Danach mussten wir lange Putzen."
Ein anderes Mal war sie auf einer Parteiveranstaltung und bekam von einem älteren Mann eine Visitenkarte zugesteckt. Er meinte, wenn sie wollte, könnte er ihr Mentor werden. Falls sie eine politische Karriere anstrebt. Das hätte er schon öfter gemacht, "bei Frauen wie ihr".
Diese Bemerkung fand Anika völlig unangebracht und fühlte sich sehr allein. "Das war sehr unangenehm", sagt sie.
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