Egal ob der Papst im stylishen Mantel oder Trumps Festnahme – es gibt Bilder, die irgendwie in die Realität passen könnten aber von einer künstlichen Intelligenz generiert wurden. Berit Glanz hat ein Buch über die digitale Bildkultur geschrieben und erklärt, wie wir mit künstlich generierten Bildern umgehen könnten.

#nofilter: So werden Fotos auf Social Media betitelt, die angeblich unbearbeitet gepostet wurde. Eine Studie hat allerdings vor Jahren schon aufgedeckt, dass bei 25 Prozent der Bilder trotzdem ein Filter benutzt wurde. Aber auch wenn bewusst kein Filter für Fotos genutzt wird, sind viele Handykameras schon mit Voreinstellungen so manipuliert, dass kein realistisches Foto möglich ist.

Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter
"Beim angeblichen Putin-Kniefall ist der hintere Schuh Putins unverhältnismäßig groß und breit. Seine Wade wirkt zu lang. Auch der halb verdeckte Kopf der Person ist zu groß und passt nicht zum restlichen Körper der Person."

Berit Glanz hat in Buch über die digitalen Bildwelten geschrieben. Sie erklärt, dass beispielsweise bei den großen Waldbränden in den USA der Himmel so extrem verfärbt war, dass die Kamera es als unnatürlich angesehen und farblich korrigiert hat. So war es häufig mit der Handykamera gar nicht möglich, ein realistisches Foto zu schießen.

Neue Filtermöglichkeiten

Gerade unnatürliche Gesichtsfilter konnten bisher dadurch enttarnt werden, dass sie man eine Hand vor das Gesicht hält. Weil das Gesicht dann nicht mehr eindeutig gelesen wurde, konnte dann auch ein Filter mehr angezeigt werden. Im Bereich Bewegtbild-Filter gibt es aber durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz inzwischen dahingehend eine riesige Entwicklung.

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Filter wie der Bold Glamour Filter auf TikTok berechnen so präzise und schnell, dass der Filter bei jeder Bewegung oder Irritation nicht aussetzt, sondern weiter auf einem Gesicht liegt. Berit Glanz erklärt, dass die Filter die Menschen dann komplett anders erscheinen lassen.

Medienkompetenz durch spielerischen Umgang

Berit Glanz ist überzeugt davon, dass der aktuelle rasante Entwicklungsprozess bei digitaler Bildbearbeitung mit spielerischen Mitteln aufgefangen werden kann. Medienkompetenz bekommt man ihrer Meinung nach am besten in der lockeren und spannenden Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten.

"Wir haben gerade einen beschleunigten digitalen Wandel in der Auseinandersetzung, damit entwickeln wir Kompetenzen damit umzugehen und das führt dann auch zu einer veränderten Wahrnehmung."
Berit Glanz

Generell haben wir aber durch neue KI-basierte Filter auch neue Möglichkeiten uns immer wieder neu zu erfinden und als unterschiedliche Personen aufzutreten.

Rechtlich gesehen ist die Legalität der bewegten Bilder die mithilfe solcher Filter entstehen aber noch in den seltensten Fällen geklärt.

Aktuell gilt daher zunächst den gesunden Menschenverstand einzusetzen: Dadurch, dass wir diese neue Software häufig sogar umsonst nutzen können, ist es möglich, uns selbst ein Bild darüber zu machen, was wir in Ordnung finden und was nicht.

Eins ist aber sicher: Für Berit Glanz steckt ganz viel neues kreatives Potenzial in dieser neuen Form der Bildbearbeitung.

Shownotes
KI-basierte Filter
Neue Bildbearbeitungsprogramme haben gesellschaftliche Folgen
vom 01. April 2023
Moderatorin: 
Ivy Nortey
Gesprächspartnerin: 
Berit Glanz, Buchautorin "Filter: Digitale Bildkulturen"