Sie legt sich mit RWE, VW oder der Bundesregierung an: Roda Verheyen gehört zu Deutschlands bekanntesten Klimaanwältinnen. In spektakulären Verfahren zieht sie für mehr Klimaschutz vor Gericht. Und dabei können auch Niederlagen ein Gewinn sein.

Der 29. April 2021 war ein historischer Tag für Roda Verheyen. An dem Tag verdonnerte das Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung dazu, beim Klimaschutzgesetz nachzubessern. Roda Verheyen war eine der führenden Anwältinnen in dem Verfahren. "Das war überwältigend", sagt sie. "Ich bin jubelnd aus der Tür gestürzt und durchs ganze Büro."

Erfolgreiche Klage gegen die Bundesregierung

Roda Verheyen gehört zu Deutschlands bekanntesten Klima- und Umweltrechtsanwältinnen und ist regelmäßig an spektakulären Klagen beteiligt. Dass das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung für in Teilen verfassungswidrig erklärt wurde und die Regierung nachbessern musste: ein Riesenerfolg - auch über die deutschen Grenzen hinaus. "Dieser Beschluss ist der erste und einzige weltweit, der ohne zeitliches Limit grundsätzlich die Pflichten von Staaten beim Klimaschutz umreißt und mit Kriterien versieht, an die sich der Gesetzgeber halten muss", sagt Roda Verheyen.

"Es ist aus Umweltrechtlersicht das einzige Urteil seit Jahrzehnten, was wirklich mal den Fuß auf die Erde stampft und sagt: So, jetzt reichts, Leute!"
Roda Verheyen, Rechtsanwältin

Seit dem Urteil habe es mit Blick auf den Klimaschutz viel Gesetzgebung gegeben. Und das gehe vom Grundsatz her auch in die richtige Richtung, meint Roda Verheyen. "Nur eben nicht schnell genug." Von der Politik wünscht sie sich mehr mutige Entscheidungen.

"Es geht wirklich um jede Tonne CO2."
Roda Verheyen, Rechtsanwältin

Neben Regierungen verklagt die Klimaanwältin auch große Konzerne, wenn es nötig ist: Im Auftrag eines peruanischen Bauern läuft seit fast zehn Jahren eine Klage gegen RWE.

Roda Verheyen vor einem Gericht mit dem Bauern Saul Lliuya.
© picture alliance / Guido Kirchner/dpa | Guido Kirchner
Der Bauer Saúl Lliuya mit Roda Verheyen: Er macht RWE für die Folgen des Klimawandels verantwortlich, die sein Haus in Peru bedrohen, wie er sagt.

Auch mit VW hat Roda Verheyen sich angelegt. Die Klage wurde zunächst
jedoch abgelehnt, die Anwältin geht in Berufung. Doch sie sagt: Auch
eine Niederlage vor Gericht kann ein Gewinn für mehr Klimaschutz sein.
"Eine verlorene Klimaklage kann Elemente enthalten, die einem entweder
sagen, wo man weiter macht oder die auch Einzelteile entscheiden."

"Es gibt nicht den einen Fall, der alles entscheidet."
Roda Verheyen, Rechtsanwältin

Entmutigen lässt sich Roda Verheyen jedenfalls nicht. Schon mit 14 hat sie angefangen, sich für mehr Klima- und Umweltschutz einzusetzen. "Das ist nie weggegangen - bis heute nicht", sagt sie. Und ihre unterschiedlichen Rollen habe sie trotz mancher Kritik von außen total klar: "Ich bin keine Aktivistin, ich bin Anwältin", sagt sie. Und ergänzt: "Niemand ist neutral. Wichtig ist, dass man sich im Rahmen seiner Aufgaben verhält."

Die Hoffnung nicht aufgeben

Wie Roda Verheyen trotz langwieriger Prozess den Mut nicht verliert, und was auch uns beim Thema Klimaschutz Hoffnung geben kann, erzählt sie im Deep Talk mit Moderatorin Rahel Klein.

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Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • Dr. Roda Verheyen, Alexandra Endres: "Wir alle haben ein Recht auf Zukunft. Eine Ermutigung", dtv, März 2023.
Shownotes
Klimaanwältin Roda Verheyen
"Es geht wirklich um jede Tonne CO2"
vom 24. Mai 2023
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Roda Verheyen, Rechtsanwältin, spezialisiert auf Umwelt- und Klimarecht