Eine Nachricht komplett ohne Emojis wird häufig als negativ wahrgenommen. So falsch liegen wir mit dieser Interpretation wissenschaftlich gesehen gar nicht. Wir klären, wie wir es dennoch schaffen können, Nachrichten oder Kommentare nicht so persönlich zu nehmen.

Das wir etwas persönlich nehmen, ist eine normale Reaktion und kommt noch aus der Zeit, als wir darauf angewiesen waren, von der Gruppe geschützt zu werden. Es ging darum, es anderen recht zu machen, um zu überleben.

"Es war nämlich mal überlebenswichtig, dass wir uns in sozialen Situationen hinterfragen, zum Beispiel um nicht aus der Sippe ausgestoßen zu werden, während man eine Wüste durchquert."
Sebastian Sonntag über die Funktion davon etwas persönlich zu nehmen

Häufig handelt es sich bei dem Empfinden, das etwas persönlich gemeint ist, aber gar nicht um eine versteckte Nachricht an den Empfänger, sondern um Gründe beim Sender, erklärt Sebastian Sonntag. Deswegen ist es wichtig, die Quelle, von der eine Nachricht kommt, zu beachten.

"Consider the Source" heißt diese Strategie, bei der es darum geht, sich zu überlegen, in welcher Situation sich die andere Person befindet. Ist die Person gestresst, hat selbst gerade eine schwere Lebensphase oder ist sie vielleicht einfach gerade bei der Arbeit und hat wenig Zeit, liebevoll zu kommunizieren? Das sind alles möglich Gründe.

Messages erschweren Kommunikation

Bei einer Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ist es so, dass wir einen Blick in die falsche Richtung, ein Augenrollen oder eine zugewandte Haltung mit einbeziehen in die Frage, ob etwas auf uns bezogen ist und wie wir die Inhalte interpretieren können. Da wir aber viel über Messenger miteinander schreiben, fallen ein paar Quellen der Interpretation des Inhalts weg. Missverständnisse kommen schnell zustande, wenn wir nur einen geschriebenen Text sehen.

Die Kraft der Emojis

Schon in der Zeit bevor es das geschriebene Wort gab, haben Menschen in Form von Bildern Ereignisse gemalt, um Emotionen und Erlebnisse zu dokumentieren und davon zu berichten. Und genau an diesem Stilmittel bedienen sich auch Emojis.

Lachend, weinend oder verschämt: Durch Emojis wird Sprache stärker mit eindeutigen Emotionen versehen. Der Linguist Florian Busch erklärt, dass die Emojis leider das Manko haben, dass sie häufig nur in positiven Nachrichten verpackt werden.

Da steht dann neben einem Smiley ein Einhorn und noch eine Sonne und schon ist klar, das "ok" in der Nachricht ist eine positive Rückmeldung. Bei negativen Nachrichten hingegen werden Emojis häufig komplett weggelassen und so fällt die Interpretation meist sehr viel schwerer.

Kurznachrichten: Nicht mehr alles persönlich nehmen

Laut Psychologen gibt es aber Voraussetzungen die es wahrscheinlicher machen, dass wir etwas persönlich nehmen, auch wenn es anders gemeint ist. Das ist unter anderem der Fall, wenn negative Glaubenssätze über uns selbst und die Welt im Allgemeinen existieren. Wenn wir zum Beispiel Angst davor haben, ausgeschlossen zu sein oder wir eine Erwartungshaltung gegenüber jemand anderem haben.

Neben der Auflösung der Situation durch ein persönliches Gespräch gibt es auch andere Möglichkeiten, mit so einer Situation umzugehen. Wer generell schnell an sich selbst zweifelt, dem könnte es helfen, sich zu fragen: Wie würde jemand, den man kennt, der selbstbewusster ist, mit der Situation umgehen?

"Wir versuchen die fehlende Körpersprache auch mit Emojis zu ersetzen – mal mehr, mal weniger erfolgreich."
Sebastian Sonntag über den Einsatz von Emojis in der Kommunikation

Und es hilft auch, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, wenn man versucht, sich und sein Verhalten in solchen Situationen besser kennenzulernen und sich zu fragen: Warum reagiere ich jetzt so? Welche Fragen stelle ich mir gerade? Und warum? Und wenn man da Muster erkennt, dann kann das auch helfen, das eigene Verhalten besser einzusortieren und perspektivisch vielleicht auch zu ändern und dann ein Missverständnis nicht sofort auf sich zu beziehen.

Shownotes
Kommunikation
Messages nicht persönlich nehmen
vom 14. Oktober 2023
Moderator: 
Nik Potthoff
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter