Senkung der Mehrwertsteuer, Kinderbonus - die Bundesregierung hat ein riesiges Programm verabschiedet, um die deutsche Wirtschaft anzufeuern. Aber wer zahlt die ganzen Schulden, die wir dafür aufnehmen müssen? Alles halb so wild, erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin Dominika Langenmayr.
Das Bundeskabinett hat wichtige Teile des Milliarden-Konjunktur-Pakets beschlossen, zum Beispiel die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent. Der ermäßigte Mehrwertsteuer-Satz, der etwa bei Lebensmitteln gilt, sinkt ebenfalls von 7 auf 5 Prozent.
Dieser Teil des Konjunkturpakets soll bereits am 1. Juli in Kraft treten. Allein für diese Maßnahme hat die Regierung knapp 20 Milliarden Euro eingeplant. Insgesamt beläuft sich das Konjunkturpaket auf 130 Milliarden Euro. Eine Summe, die nicht ohne neue Schulden zu machen finanzierbar ist.
Viele Wirtschaftsexperten halten das Konjunkturpaket dennoch für eine gute Lösung. Denn das Geld, das wir jetzt ausgeben, soll zu mehr Wirtschaftsleistung und auf lange Sicht auch zu mehr Einnahmen des Staates führen. Auch Dominika Langenmayr teilt dieses Meinung. Sie ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Deutschland nimmt jetzt - als Reaktion auf die Krise - viele zusätzliche Schulden auf. Aber das sei eine einmalige Sache. Der Staat werde sich nicht in jedem darauffolgenden Jahr so hoch verschulden. "Daher ist es schon realistisch, dass wir aus den Schulden einfach wieder herauswachsen", sagt Dominika Langenmayr.
Förderung der Wirtschaftskraft durch Schulden
Die Idee des "Herauswachsens" gründet auf den derzeitig niedrigen Zinsen: Schulden erhöhen den finanziellen Spielraum des Staates dann, wenn das Wirtschaftswachstum höher ist als der Zinssatz, den der Staat für die Schulden zahlt. Derzeit kann der Staat sich für negative Zinsen Geld leihen. Nimmt man an, dass die deutschen Wirtschaft nicht langfristig schrumpfen wird und sich wieder ein Wachstum einstellt, "ist eine einmalige Schuldenaufnahme gar kein Problem", folgert Dominika Langenmayr.
"Solange die deutsche Wirtschaft also nicht schrumpft - und davon ist momentan überhaupt nicht auszugehen - ist eine einmalige Schuldenaufnahme überhaupt kein Problem."
Das Ganze hängt aber auch noch mit der Weltwirtschaft zusammen, denn schließlich ist unser Wirtschaftssystem global und vor allem exportiert Deutschland viele Produkte. Dominka Langenmayr sieht aber auch hier kein Problem. Sie sagt, langfristig sei davon auszugehen, dass auch die Weltwirtschaft wieder in Gang kommt. Wir müssten jetzt dafür sorgen, dass Unternehmen mit einem grundsätzlich funktionierenden und zukunftsfähigen Geschäftsmodell nicht wegen der Corona-Krise pleitegehen.
"Das kostet Geld, aber es ist ganz wichtig, weil es wäre fatal, wenn jetzt wegen der Krise die deutsche Wirtschaft insgesamt Schaden davonträgt. Auch für die deutschen Unternehmer und ihre Angestellten würde das viele tragische Schicksale bedeuten."
Bei der Bewertung der nun neu entstehenden Schulden helfe es, sich zu überlegen, was genau es bedeutet, wenn der deutsche Staat sich verschuldet. Dominika Langenmayr erklärt: Der Staat verkaufe dann eine Staatsanleihe, die jemand anders kauft. "Die kauft jemand, der Geld anlegen möchte", sagt sie, "Sie, ich oder unsere Eltern. Und später werden eben nicht nur die Schulden vererbt, sondern auch diese Vermögenstitel." Denn die Staatsanleihen erbt ja auch jemand.
Es sei demnach nicht ganz richtig, dass die Staatsschulden zukünftige Generationen belasten. Dominika Langenmayr nennt es eher eine Umverteilung von Vermögen innerhalb einer Generation.
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