Simon hat als Kreativmanager in vielen Städten und Ländern gearbeitet. Diese Erfahrungen haben nicht nur seinen Blick auf sich selbst, sondern auch auf Deutschland verändert. "Deutschland ist das beste Land der Welt, die Menschen in Deutschland wissen es nur nicht", sagt er.
"Uns fehlen etwas Empathie, Respekt, Zuhören", findet Simon Usifo. Er ist Kreativmanager bei einer internationalen Werbeagentur. Zusammen mit Martina Rink hat er den Sammelband "People of Deutschland" herausgebracht, in dem Stimmen zum Thema Rassismus in Deutschland gesammelt sind.
Rassismus in Deutschland
Darin haben 45 Persönlichkeiten ihre Erfahrungen aufgeschrieben – darunter Moderator Mola Adebesi, Ex-Fußballprofi Hans Sarpei, Rapper Eko Fresh oder Serpil Temiz Unvar, deren Sohn Ferhat beim rassistischen Anschlag in Hanau 2020 getötet wurde.
"Du trittst die Flucht nach vorne an, indem du versuchst, durch Leistung zu glänzen."
Auch Simon hat seine Geschichte aufgeschrieben. Schon als Kind hatte er das Gefühl, mehr leisten zu müssen als andere. Zuflucht fand er nur selten, zum Beispiel beim Sport. "Auf der Laufstrecke war die Hautfarbe egal. Es ging nur darum, wer schneller laufen konnte", schreibt er in seiner Geschichte. "Auf der Tartanbahn zog ich meine Schuhe an und meine Hautfarbe aus."
Diese Erfahrung zeige, wie groß der Wunsch gewesen sei, einfach dazuzugehören. "Dabei war mir natürlich immer klar, dass ich meine Hautfarbe nicht ausziehen kann" sagt Simon. Er schaffte es unter anderem in die U-17-Nationalmannschaft für Mittel- und Langstrecke.
Der Wunsch, dazuzugehören
Zwar hat Simon das Laufen nicht zum Beruf gemacht, doch auch in anderen Bereichen seines Lebens immer wieder das Gefühl gehabt, mehr leisten zu müssen: Schule, Studium, Job. Er hat unter anderem viele Praktika absolviert, auch im Ausland.
Dabei macht er gerade in anderen Ländern eine interessante Erfahrung: "Nirgendwo wurde ich so selbstverständlich als Deutscher akzeptiert wie im Ausland." Gleichzeitig habe ihm seine Zeit in anderen Ländern auch gezeigt, wie mehr Repräsentanz aussehen kann, weil etwa zahlreiche People of Colour Anwälte oder Ärzte seien.
"Ich war auf einer Reise, um Heimat zu entdecken."
Als Mitherausgeber des Buches hat sich Simon mit allen Geschichten beschäftigt: "Insgesamt hat mich schon überrascht, wie akkurat wir alle das Gleiche erleben", sagt er. Simon meint damit unter anderem die Erfahrungen mit Rassismus im Alltag, etwa bei der Wohnungssuche, der Tisch-Reservierung im Restaurant oder der Fahrscheinkontrolle im Zug.
"Wir werden homogenisiert", so Simon, also auf das reduziert, was als fremd wahrgenommen wird. "Dabei ist die Diversität vielleicht genau das, was Deutschland gefehlt hat," gibt er zu bedenken, denn es seien Perspektiven und Erfahrungen, von denen das Land als Ganzes profitieren könne.
"Deutschland muss selbstbewusster werden, um wärmer zu werden."
Im Deep Talk spricht Simon Usifo mit Sven Preger über seine Erfahrungen, über "People of Deutschland" und darüber, was wir wirklich in Deutschland brauchen.
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