Einen Nutzen oder Sinn in einem Krieg zu finden ist immer schwierig und zynisch. Über den Vietnam-Krieg muss man im Nachhinein sagen: Er erfüllte gar keinen Sinn. Am Ende ging es nur noch um Eitelkeit.

Die USA wollten in der sogenannten Dritten Welt ein Ausrufezeichen setzen, sagt Bernd Greiner heute, Professor am Hamburger Institut für Sozialforschung. Sie wollte demonstrieren, wie sie den Kommunismus bekämpft, wie mächtig sie und ihr Militärapparat sind.

Dass es Vietnam wurde, war zwar kein Zufall, denn dort zeichnete sich ein Bürgerkrieg ab, den die USA für ihr militärisches Bestreben nutzen konnte. "Es hätte aber auch jeder andere Ort sein können", sagt Greiner.

"Ich weigere mich einfach anzuerkennen, dass eine kleine, viertklassige Macht wie Nordvietnam keinen Breaking point hat."
Henry Kissinger, 1972, damals US-Außenminister

Dass der Vietnamkrieg so lange gedauert hat (1955 bis 1975), lag laut Greiner an den USA. "Sie wollten unter keinen Umständen akzeptieren, dass sie an einem selbst gewählten Ort einen Rückschlag oder eine Niederlage erleiden. Mit allen Mitteln wollte man siegreich sein."

Der damalige US-Außenminister Henry Kissinger kommentierte die Kriegssituation damals mit dem Satz: "Ich weigere mich einfach anzuerkennen, dass eine kleine, viertklassige Macht wie Nordvietnam keinen Breaking point hat." Ohne den Druck aus der amerikanischen Bevölkerung hätte der Krieg vielleicht noch länger gedauert.

Agent Orange wirkt bis heute

Vietnam wurde zum Trümmerfeld. Über dem Land wurden mehr Bomben abgeworfen als im zweiten Weltkrieg in Europa und Asien insgesamt. Langfristig hat vor allem das Gift Agent Orange schwere Schäden angerichtet. Das wurde nicht nur zur Entlaubung eingesetzt, sondern auch um Ernten zu vernichten. Bis heute kommen Kinder mit schwersten Schädigungen zur Welt. Ca. drei Millionen der jüngeren Generation Vietnams spüren die Auswirkungen dieses Giftes.

Vietnam-Korrespondent Udo Schmidt über Lin, die mit körperlichen Beeinträchtigungen zur Welt kam. Verantwortlich dafür ist das Entlaubungsmittel Agent Orange.
"Tränen fließen, als die junge Frau über den 30. April spricht, den Jahrestag des Kriegsendes. Der 30. April ist auch ihr Geburtstag. Lin hat den Vietnamkrieg nicht erlebt, aber für sie wird er nie enden."
Shownotes
Krieg in Vietnam
"Es hätte auch jeden anderen Ort treffen können"
vom 29. April 2015
Gesprächspartner: 
Prof. Bernd Greiner
Moderatorin: 
Kaline Thyroff