• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Mit der deutschen Niederlage in Afrika wurden fast 140.000 deutsche Kriegsgefangene auf einen Schlag in die USA gebracht. Dort wurden sie in Lager gesteckt - und erstaunlich gut behandelt. Oft sogar besser als die schwarzen US-Bürger. Denn die Amerikaner hatten einen Plan mit ihren deutschen Gefangenen.

Deutsche Kriegsgefangene in den USA hatten Glück: Drei Millionen Deutsche waren in US-Gefangenschaft, fast so viele wie in sowjetischen Lagern. Aber während in US-Lagern während der Gefangenschaft nur bis zu 10.000 Männer gestorben sind, kamen in sowjetischen Lagern Hunderttausende ums Leben - manche Historiker sagen: bis zu einer Million.

In der Welt des Feindes

Als Generaloberst Hans-Jürgen von Armin in Afrika von Briten und Amerikanern eingekesselt ist, hat er die Wahl: Entweder er schickt seine Männer in den sicheren Tod, oder er gibt auf. Mitte Mai erklärt der Offizier seine Kapitulation und übergibt eine ganze Armee in die Kriegsgefangenschaft. Für die Soldaten beginnt eine drei Wochen lange Fahrt über den Atlantik. Das Ziel: Amerika, die Welt des Feindes.

"I saw cities and fields and villages. My hometown was bombed from '39 on, and here there was peace, people driving cars. I could see the difference."
Heino Erichsen, Soldat und US-Kriegsgefangener

Was die Kriegsgefangenen in den US-Lagern erwartete, das war seit 1929 mit der Genfer Konvention geregelt. Die schrieb vor, dass Gefangene menschlich zu behandeln sind: Sie dürfen nicht bedroht, beleidigt oder misshandelt werden. Auch die Unterbringung und die Beschäftigung der Gefangenen war festgelegt: sichere Baracken mit einem Mindestmaß an Bequemlichkeit. Den Gefangenen ging es gut. So gut, dass sie den Neid der einfachen US-Arbeiter auf sich zogen.

"They were getting better food, they were getting wine and beer with their evening meals. The people in many small communities used to refer to the German prison camp as the 'Fritz Ritz'."
Arnold Krammer, Professor für Geschichte an der Texas A&M University

Aus Sicht des US-Militärs machte die gute Behandlung der Kriegsgefangenen aber durchaus Sinn. Die Gefangenen, die bereit waren, zu kooperieren, sollten auf die Zeit nach dem Krieg vorbereitet werden, Deutschland als gute Demokraten wieder aufbauen - und dafür wurden sie ausgebildet. 370.000 Deutsche Soldaten wurden im Laufe des Kriegs in die USA gebracht. Und dann, nach dem Krieg, wurden sie wieder nach Europa geschickt, in ihre alte Heimat. Nicht alle hielten es dort noch aus.

Eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener in einem Lager der Amerikaner beim Singen.
© dpa
Eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener in einem Lager der Amerikaner beim Singen.

Wir erzählen Eure Geschichten

Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.

Wir freuen uns über eure Mails an einhundert@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Kriegsgefangene in den USA
Beste Feinde
vom 08. Mai 2015
Moderator: 
Paulus Müller
Autoren: 
Alison Jones und Martin Krinner