Mit dem Pflanzen von Bäumen gegen CO2-Emissionen angehen, das hatten Forschende der ETH Zürich im Sommer in einer Studie empfohlen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zweifeln diese Studie jetzt an und sagen: Bäume als natürlichen CO2-Speicher zu nutzen, sei sinnvoll – es komme aber darauf an wo.

Bäume für den Klimaschutz nutzen, das ist gut. Denn: Bäume sind natürliche CO2-Speicher. Aber: Sie können auch Schaden anrichten, wenn sie dort gepflanzt werden, wo die Natur keine Bäume vorgesehen hat. In Graslandschaften oder Savannen können sie zum Beispiel zu Waldbränden führen.

"Überall drauflos zu pflanzen ist nicht sinnvoll, sondern wir müssen genau gucken, wo Bäume sinnvoll sind und einen Mehrwert bringen und wo sie nichts bringen."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova

Im Juli 2019 haben Forschenden der ETH Zürich mit ihrer im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie allerdings empfohlen, die Erde mit einem Drittel mehr Wald aufzuforsten. In Zahlen sind das 900 Millionen Hektar, was ungefähr der Fläche der USA entspricht. Besonders in Russland, den USA, Kanada, Australien, Brasilien und Chile wäre noch ausreichend Platz zum Aufforsten verfügbar, sagten die Züricher Forschenden. Und sie erklärten weiter: Diese neuen Wälder könnten zwei Drittel unserer CO2-Emissionen aufnehmen.

Die verfügbaren Flächen in diesen genannten Ländern haben die Forschenden mittels eines eigens entwickelten Algorithmus ermittelt. Dieser hat ihnen errechnet, welche Flächen sich überhaupt und für wie viele Bäume eignen. Unter anderem an diesem Punkt setzt die Kritik an, die zwei Gruppen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter Geografen, Biologen und Ökologen aus der ganzen Welt, in zwei Kommentaren ebenfalls in Science formuliert haben (hier und hier zu lesen).

Die Kritik an der Studie

Ihre Haupteinwände:

  • Der Algorithmus würde zu viele Flächen empfehlen, die für das Aufforsten von Bäumen nicht geeignet sein.
  • Insgesamt hätten die Züricher Forschenden den Einfluss neuer Bäume überschätzt und den Fokus ihrer Studie ausschließlich auf Bäume als CO2-Speicher gelegt.

Ein Beispiel: Böden in Savannen oder Torfmooren sind ebenfalls natürliche CO2-Speicher. Hier wäre es sinnvoller, diese Flächen zu schützen, als sie durch das Aufforsten zu schädigen.

Bäume eignen sich zum Klimaschutz, aber nicht überall

Diesen Aspekt würde die Studie der Züricher Forschenden nicht abbilden, schreiben die Kritiker. Vor dem Neupflanzen sei es daher entscheidend, genau zu überprüfen, wo welche Baumart am effektivsten das Klima schützt und gleichzeitig nicht dem dort schon vorhandenen Ökosystem schadet.

Kritisierte bekräftigen ihr Aussage

Auf die Kritik an ihrer Studie antworten die Forschenden der ETH Zürich im Science Magazin, dass sie zum Teil missverstanden wurden. Zum Beispiel bei der Definition von "Wald" – Wissenschaftler verstehen mitunter Unterschiedliches darunter.

Sie bleiben bei ihrer Aussage aus dem Sommer: Viele Bäume zu pflanzen, ist die beste und wirkungsvollste Methode gegen den Klimawandel.

Shownotes
Kritik an Aufforstungsstudie
Das Pflanzen neuer Bäume ist kein Allheilmittel
vom 22. Oktober 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova