In der Bundeswehr gibt es einen Skandal nach dem anderen. Gerade hat es den Fall des rechten Bundeswehr-Offiziers gegeben, der sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte. Jetzt hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ihrer Truppe Vorwürfe gemacht: Von Führungsschwäche und falsch verstandenem Korpsgeist schrieb sie in einem offenen Brief.
Die Vorwürfe Ursula von der Leyens gegenüber der Bundeswehr wirken befremdlich, als Verteidigungsministerin ist sie schließlich selbst verantwortlich für die Bundeswehr. Deshalb hat sie auch viel Kritik für ihren offenen Brief bekommen.
"Die Probleme sind alle nicht neu. Von der Leyen ist ja schon seit dreieinhalb Jahren Verteidigungsministerin und hätte an manchen Punkten schon eher mal was sagen können."
Nach Einschätzung des Militärexperten Thomas Wiegold gab es bei der Bundeswehr schon immer, vor allem in der Ausbildung, entwürdigende Behandlungen und Schikanen. Seiner Meinung nach liegt das an vielen Details, die sich zu einem Ganzen addieren. Zum Beispiel seien Ausbilder und Vorgesetzte nach Dienstschluss nicht mehr in den Kasernen und dann habe man einen Haufen junger Männer, die sich selbst überlassen seien.
Die Ministerin schreibt in ihrem offenen Brief an die Bundeswehr, sie wolle Ausbildungskonzepte hinterfragen, Sicherungsmechanismen schaffen. Das klingt nicht besonders konkret, findet auch Militärexperte Wiegold. Er denkt, es mangelt eher an der Umsetzung der Ausbildungskonzepte.
"Wenn Ausbilder Leute mit üblen sexistischen oder rechten Sprüchen beschimpfen, ist das ein Problem ihrer Vorgesetzen – und nicht zwingend ein Problem des Konzepts."
Rechte Tendenzen in der Bundeswehr sollten nicht kleingeredet werden, meint Thomas Wiegold. Da stelle die Ministerin zurecht die Frage, warum im Fall des Oberleutnants, der sich als syrischer Flüchtling ausgab, trotz Hinweisen nichts passiert sei.
Mehr Entschiedenheit gegen üble Sprüche
Es herrsche intern in der Bundeswehr häufig die Haltung "Junge, mach es jetzt anders, und wir reden nicht mehr drüber." Dagegen sage die jetzt Ministerin zurecht: So geht’s nicht.
"Wenn ein Fußballtrainer seine Mannschaft zusammenfaltet, dann tut er das in der Kabine und nicht draußen. Das ist nicht fair und kostet die Ministerin Glaubwürdigkeit in der Truppe."
Militärexperte Thomas Wiegold sieht das Problem eher in der Art und Weise wie von der Leyen ihre Kritik geäußert hat, in einem offenen Brief und einem Interview im ZDF. So zu tun, als hätte sie mit der militärischen Führung nichts zu tun, sei unfair - besonders dem Generalinspekteur, also dem obersten Soldaten, gegenüber - findet Wiegold.