Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum kann man nicht nur kaufen oder verkaufen, sondern auch selbst erzeugen. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Pia Rauschenberger war zu Besuch in einer Ethereum-Mine.

Vielleicht werden Michel und Nico mal richtig reich. Oder sie sind es sogar schon. Sie haben ein Rechenzentrum in den Niederlanden, wo sie Ethereum schürfen. Schürfen bedeutet in dem Zusammenhang eigentlich, dass ein Computer eine komplizierte Rechenleistung vollbringt, um einen bestimmten Wert zu errechnen. Als Belohnung dafür gibt es dann Bitcoin oder eben Ether.

Eine Regalreihe mit Computern
© Deutschlandfunk Nova | Pia Rauschenberger
Das Rechenzentrum steht irgendwo in den Niederlanden.

Aber Michel und Nico geben ungern zu viele Informationen preis. Wie viel Geld sie investiert haben, wie viel Geld sie einnehmen, wie viele Ether sie pro Tag generieren, das muss alles geheim bleiben. Auch der genaue Ort ihres Rechenzentrums.

"Es gab keine Blaupause, wie man professionell ein Mining-Unternehmen aufbaut. Alles, was hier steht und was wir hier machen, mussten wir selber erarbeiten."
Michel, Ether-Miner

Eine Hausnummer, wie viel sie für ihr Projekt "rent a miner" investiert haben, nennt Michel dann doch: "Für das Geld, das wir investiert haben, kann man schon ein paar Häuser kaufen."

Nico und Michel stehen in ihrem Rechenzentrum vor einem Regal.
© Deutschlandfunk Nova | Pia Rauschenberger
Michel und Nico ihn ihrem Rechenzentrum

Michel ist Anfang 40, Nico Anfang 30. Beide wirken wie bodenständige, pragmatische Machertypen. Früher hat Michel mal in der Versicherungsbranche gearbeitet, aber als er von Kryptowährungen gehört hat, wollte er das gleich selbst ausprobieren. Das war vor anderthalb Jahren. Inzwischen steht der Ether-Kurs bei 680 Euro. Aber den beiden Minern geht es nicht um das schnelle Geld.

"Also grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn Menschen schnell Geld verdienen. Aber wir wollen ein seriöses Unternehmen aufbauen. Wir sind nicht dafür angetreten, um in fünf Minuten Millionär zu werden."
Michel, Ether-Miner
Ein Schreibtisch mit Computern und Gerümpel.
© Deutschlandfunk Nova | Pia Rauschenberger
Der Arbeitsplatz von Nico und Michel

Strom, jede Menge Strom

Michel und Nico haben sich dazu entschieden, Ether zu schürfen und nicht Bitcoin. Auch deshalb, weil man bei Ethereum keine spezielle Hardware braucht, sondern ganz normale Grafikgarten, wie sie auch Gamer benutzen. Aber egal welche Kryptowährung geschürft werden soll: Neben den Grafikkarten und Netzteilen braucht es dafür auch noch jede Menge Strom.

"Unser Trafo könnte eine kleine Stadt mit Strom versorgen."
Michel, Ether-Miner

Den hohen Stromverbrauch als Argument gegen das Mining lässt Michel nicht gelten. Er denkt, dass sich die Hardware noch weiter entwickelt irgendwann viel weniger Strom benötigt wird.

Eine Reihe von Computern von hinten.
© Deutschlandfunk Nova | Pia Rauschenberger

Michel und Nico reagieren gelassen auf jede Kritik an Ethereum und Kryptowährung generell. Selbst wenn Ethereum mal überholt sein sollte, könnten sie ihr Rechenzentrum weiter nutzen. "Wir können unsere Maschinen jederzeit von Ethereum auf einen anderen Coin umschalten und den dann weiter minen." Auch wenn die Zukunft von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum gerade eher unsicher ist. Eins ist sicher: Nico und Michel glauben an ihr Produkt.

Shownotes
Hardware und extrem viel Strom
In der Kryptowährungsmine
vom 20. Dezember 2017
Moderation: 
Paulus Müller
Autorin: 
Pia Rauschenberger, Deutschlandfunk Nova