Auf ihrer Tour durch Sachsen – kurz vor der Landtagswahl – trifft Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Tina Howard fünf Tage lang Menschen aus Sachsen. Heute ist sie bei Sophie und Wolfram zu Gast. Sophie beschreibt, wie ihr Fackel-Demonstrationszüge gegen Asylunterkünfte Angst machen. Die beiden sind sich uneinig darüber, ob es einen Rechtsruck in Sachsen gibt. Sie wünschen sich aber mehr Austausch und Gleichbehandlung.
Sophie und Wolfram sind beide 30 Jahre alt und sind nach einer gemeinsamen Zeit in Jena wieder zurück in die alte Heimat ins Erzgebirge gegangen. Sie leben mit ihren beiden Kindern in Thalheim. Wolfram arbeitet als Grundschullehrer, Sophie leitet eine Kita. Eigentlich alles gut.
Aber richtig wieder angekommen ist vor allem Sophie nach zwei Jahren in Thalheim noch nicht, sagt sie. Immerhin: Sie fühle sich jetzt an mehr Tagen wohl, als unwohl – und das sei schon was.
Proteste gegen Asylunterkunft – Kirchen vermitteln
Das Erzgebirge ist sehr konservativ und konfessionell geprägt. Mit Blick auf die anstehende Landtagswahl wird Sophie etwas unwohl. Sie erinnert sich an Fackelmärsche gegen eine Asylunterkunft in Thalheim, die ihr Angst gemacht hatten.
Damals war Sophie froh, dass die Kirchen viel getan und vermittelt haben. Bei einer Podiumsdiskussion seien viele Bedenken geäußert worden, was den Menschen das Gefühl gegeben habe, dass sie gehört werden und ihre Meinung sagen dürfen, sagt Sophie.
"Also wir hatten dann auch Podiumsdiskussionenl, wo verschiedene Menschen ihre Bedenken äußern konnten. Das war Demokratie."
Der Ausländeranteil in Sachsen ist mit fünf Prozent sehr gering. Im Erzgebirge ist der Anteil noch einmal geringer. Das sei sicherlich auch ein Grund, warum es viele Vorurteile gibt, vermuten Wolfram und Sophie.
Rechtsruck in Sachsen?
Gerade nach der Europawahl und im Vorfeld der anstehenden Landtagswahl wird in Deutschland viel über einen möglichen Rechtsruck in Sachsen diskutiert. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Tina Howard möchte die Leute in Sachsen selbst fragen, wie sie das sehen.
Wolfram beispielsweise sieht kein verschärftes rechtes Problem in seinem Bundesland.
"Ich glaube, das ist einfach die Unzufriedenheit mit den Regierungsparteien der vergangenen Jahre."
Seine Frau Sophie sieht das anders. Sie sagt, die Ergebnisse der Europawahl hätten ihr zu Denken gegeben und auch Angst gemacht. Sie weiß nicht, wo das hinführen soll, sagt sie.
"Ich habe Befürchtungen vor der nächsten Wahl und ich hoffe, dass sich genug Menschen dafür entscheiden, eine klassische Volkspartei zu wählen."
Wunsch nach mehr Austausch und Gleichbehandlung
Befragt nach ihren Wünschen, sagen Wolfram und Sophie, dass sie sich mehr Austausch wünschen. Sie spüren, dass es immer noch viele Grenzen in den Köpfen gibt, sagen sie. Und die Unterschiede würden sie noch spüren und nennen als Beispiel den Lohnsektor oder das Bildungsniveau.
"Ich würde mir wünschen, dass wir im Land mehr Gleichbehandlung haben."