Lehrermangel, Landflucht und vom öffentlichen Nahverkehr abgehängte Orte – Willkommen in Thüringen. Wir haben vor der Wahl drei Kandidaten getroffen, die die Themen der jungen Generation vertreten und für den Landtag kandidieren.
Am 27. Oktober wird in Thüringen gewählt – und es bleibt kompliziert. Denn die rot-rot-grüne Landesregierung bangt um ihre Mehrheit.
Keine Mehrheit mehr für Rot-Rot-Grün
Aktuellen Umfragen zufolge könnte die Linke mit bis zu 29 Prozent stärkste Kraft werden – für eine Regierungsmehrheit reicht das aber nicht. Die Grünen fallen hinter die SPD zurück, die voraussichtlich auf ein historisches Tief sinkt. Die AfD könnte auf 25 Prozent kommen. Damit würde sie ihr Ergebnis von der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren mehr als verdoppeln. Die CDU liegt wahrscheinlich knapp hinter der Linken, die FDP muss um den Einzug in den Landtag bangen.
Die Koalitionsbildung könnte also schwierig werden. Für die Kandidaten bedeutet das: Jede Stimme zählt. Denn im Wahlkampf-Endspurt geht es darum, Unentschlossene zu überzeugen. Das gilt nicht nur für die Spitzenkandidaten, sondern auch für die Jungpolitiker, die für den Landtag kandidieren. Top-Thema unter ihnen: Bildung.
Lehrermangel, Stundenausfall - keine Noten im Zeugnis
Es gibt zu wenig Lehrer, Stunden fallen aus, manchmal können deswegen am Schuljahresende nicht einmal Noten vergeben werden. Am Thema Bildung kommt bei dieser Landtagswahl keine Partei vorbei. Vor allem, wenn es darum geht, die rund 75.000 Erstwähler für sich zu gewinnen. Die Anliegen von Schüler und Schülerinnen sind wichtig, sagt auch Franca Bauernfeind, die für die CDU kandidiert. Die 21-Jährige plädiert für weniger Bürokratie, um Thüringen für angehende Lehrer als Standort attraktiver zu machen.
"Weniger Bürokratie heißt, dass abgehende Studenten sich früher bewerben können und sich nicht für andere Bundesländer entscheiden. Das ist ein großes Problem: die Abwanderung von Absolventen."
Erste Maßnahmen wurden bereits ergriffen: Lehrer werden wieder verbeamtet, und Regelschullehrer verdienen genauso viel wie Gymnasiallehrer. Doch das reicht immer noch nicht aus, um die Situation zu entspannen.
Löhne und Mobilität
Ein weiteres Wahlkampfthema: die Landflucht. Jüngere wollen kaum noch in ländlichen Regionen wohnen, es zieht sie in die Stadt oder in andere Bundesländer. Um die Landflucht einzudämmen, müssten die Löhne steigen, sagt Georg Buder. Der 29-Jährige kandidiert für die Linken.
"Eine Studie vom Leibniz-Institut sagt, dass in den letzten zehn Jahren junge Leute vor allem in die Städte oder in die Räume gezogen sind, wo die Löhne höher sind. Da hat Thüringen nach wie vor ein riesiges Problem."
Themen wie Landflucht oder Löhne bewegen auch AfD-Landtagskandidat Stefan Schröder. Noch wichtiger sei für ihn aber etwas anderes: Die Gesellschaft radikalisiere sich zunehmend, sagt der 36-Jährige, das sei ein großes Problem.
"Wir haben eine allgemeine Radikalisierung. Wir haben das Problem nicht erst, seitdem die AfD da ist – was uns immer vorgehalten wird. Sondern das ist ein Problem, was wir bereits seit 30 Jahren haben."
Neben einem Untersuchungsausschuss zum NSU sollte es deshalb auch einen Ausschuss für Linksextremismus in Thüringen geben, findet Andreas Schröder. Das Thema komme seiner Meinung nach im Landtag bisher zu kurz.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de