Schauen wir uns Filme zu Hause an, müssen wir die Lautstärke zwischendurch immer mal wieder rauf und runter regeln. Das liegt daran, dass Filme heutzutage sehr "dynamisch" abgemischt sind. Technisch gibt es zwar Lösungen – die sind aber noch nicht auf dem Markt.

Erinnert ihr euch noch an euren letzten schönen Actionfilmabend? Oder an den letzten Tatort? Wie oft habt ihr da den Ton leiser und lauter gemacht? Ihr seid da nicht die einzigen, das geht allen so: Manche Passagen des Films sind super leise, manche so brüllend laut, dass man Angst hat, die Nachbarn kommen gleich rüber.

Filme sind sehr dynamisch abgemischt

Filme sind heute sehr realitätsnah abgeschmischt, so begründen es zumindest die Filmemacherinnen und Filmemacher. Das heißt, wenn es in der Realität laut wäre, bei einer Explosion etwa, wird es auch im Film sehr laut. Leise, intime Gespräche hingegen sind dann auch aus dem Fernsehen leise. Das Ganze soll dynamisch wirken, sagt Harald Fuchs vom Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen ISS.

"Beim Ton ist die Produktion deutlich lebhafter und dynamischer als früher. Das heißt, mehr Hintergrund, mehr Musik, mehr Effekte."
Harald Fuchs, Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS

Neues Audioformat kann Lautstärke separat regeln

Harald Fuchs beschäftigt sich mit neuen Audioformaten fürs Fernsehen und hat mit seinem Team eine Lösung für dieses Lautstärke-Problem entwickelt: das neue Audioformat MPEG-H. Das ist ein internationaler Audiostandard ähnlich wie mp3, mit dem alle Tonspuren einzeln übertragen werden können, also Sprache getrennt von Musik und Geräuschen. Mit dem neuen Audioformat MPEG-H könnten wir also nur die Sprache lauter stellen, was ja oft ja schon hilfreich wäre. Oder einfach nur die Musik leiser drehen.

Die krassen Soundunterschiede sind zwar im Kino super – zu Hause aber oft nervig. Und die Probleme mit der Lautstärke und der Abmischung haben wir ja nicht nur am Fernseher, sondern auch auf unserer Laptops, Tablets und Smartphones.

MPEH-H noch nicht auf dem Markt

Leider ist das neue Audioformat MPEG-H aber noch längst nicht serienmäßig verfügbar. In den letzten Jahren wurde zwar viel umgestellt, beispielsweise von SD auf HD, aber während an der Bildqualität ohne Ende geschraubt wurde, hat man die Lautstärkeschwankungen ziemlich außer Acht gelassen. Laut Harald Fuchs bräuchte es einen "Generationenwechsel, in dem genau festgelegt werden muss, was die technischen Anforderungen an die Geräte sind, sodass alle Gerätehersteller wissen, was sie einzubauen haben."

"Im klassischen Rundfunk ist so ein Generationswechsel immer schwer, weil das heißt ja, dass Altgeräte nicht mehr funktionieren."
Harald Fuchs, Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS

Dass der Fernseher das Audioformat MPEG-H erkennt, ist die eine Voraussetzung. Die andere ist, dass die Filme auch entsprechend produziert werden. Das wäre aber die weniger große Herausforderung. Die Tonspuren müssten dann nur einfach nicht mehr komplett zusammen abgemischt werden, sondern separat zur Verfügung gestellt werden.

Die Technik zur Lösung des Problems mit den starken Lautstärkeschwankungen beim Filmgucken gibt es also – aber wir werden sie hier in Deutschland so schnell nicht bekommen. Bis dahin bleibt uns nur übrig, am Fernsehen selbst – wenn das Gerät das kann – ein bisschen die Dynamik zu regulieren. Aber auch nicht zu sehr, sonst versauen wir uns den Sound. Oder: Wir halten einfach weiterhin die Fernbedienung in der Hand und regeln manuell.

Shownotes
Mal laut, mal leise: Filme im Fernsehen
Warum die Lautstärke im TV oft nicht passt
vom 30. April 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Simone Schlosser, Deutschlandfunk Nova