Fast täglich rufen Hersteller Produkte zurück und geben eine Warnung dazu heraus. Blöd ist nur: Oft bekommen wir das gar nicht mit. Das soll sich nun mit einer neuen App ändern.

Da kauft ihr im Supermarkt gerebeltes Basilikum als Gewürz im Glas, streut es daheim auf euer Essen – und fangt euch eine Salmonellen-Erkrankung ein. Übel. Oder ihr kauft ein Fertig-Pastagericht, in dem Sesam enthalten ist, obwohl das nicht auf der Packung steht – und ihr reagiert allergisch auf Sesam.

Das sind zwei aktuelle Fälle, in denen Hersteller Lebensmittel zurückrufen mussten. Oft gehen solche Rückrufe allerdings völlig an Kund*innen vorbei. Denn wer sieht schon die kleinen Zettelchen, die manchmal neben der Supermarktkasse hängen und über die Rückrufe aufklären? Genau das soll jetzt besser werden – und zwar durch eine App, die rechtzeitig warnt.

"Es passiert fast täglich, dass Hersteller Produkte zurückrufen. Die Rückrufe landen dann auf dem offiziellen Internetportal Lebensmittelwarnung.de."
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat 2023 auf dem Portal Lebensmittelwarnung.de 310 Meldungen veröffentlicht. Dabei geht es um Lebensmittel, die zurückgerufen werden mussten, etwa weil sie mit Krankheitserregern belastet waren oder weil falsche Angaben auf dem Etikett standen.

Diese Informationen sollen die Kundinnen und Kunden nun verlässlicher erreichen. Und zwar über eine App. "Die Mitteilung sollen wir dann per Push-Nachricht erhalten", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau.

Push-Nachricht informiert über Fremdkörper im Mozzarella

Ein aktuelles Beispiel aus dieser Woche: Hersteller haben Mozzarella zurückgerufen, weil sich Fremdkörper in der Packung befinden könnten. Via Push-Nachricht informiert die App darüber, wo – also in welcher Stadt oder in welchem Bundesland – das Produkt im Handel gelandet sein könnte. Wir erfahren dort auch, wo und wie wir das Produkt zurück in den Handel bringen können. Denn natürlich wird uns in so einem Fall das Geld zurückerstattet.

Wir können die App auch konfigurieren. Etwa, wenn wir nur für bestimmte Orte oder bei bestimmten Produkttypen gewarnt werden möchten, zum Beispiel bei Fisch und Meeresfrüchten oder wenn wir nur bei bestimmten Allergenen informiert werden möchten.

"Besonders schlimm war vor dreizehn Jahren die EHEC-Epidemie – ausgelöst in Deutschland, weil Bockshornkleesamen aus Ägypten mit E.coli-Erregern verunreinigt waren."
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova

Welche gravierenden Folgen etwa Keime in Lebensmitteln haben können, zeigt ein Beispiel aus der Vergangenheit. Im Juli 2011 waren in Deutschland mehr als 4.000 Menschen an Kolibakterien erkrankt – mehr als 50 Menschen starben sogar daran. Ausgelöst worden war die sogenannte EHEC-Epidemie durch verunreinigte Bockshornkleesamen aus Ägypten. "Da sieht man, wie wichtig es ist, dass schnell gewarnt wird und dass die Infos eben auch schnell bei den Menschen ankommen", sagt Nico Rau.

Die Fälle, in denen Lebensmittel zurückgerufen werden, haben in den vergangenen Jahren zugenommen. "Vor zehn Jahren gab es gerade mal ein Viertel der heutigen Rückrufe", so Nico Rau. Das Bundesamt für Verbraucherschutz selbst interpretiert das als gutes Zeichen, weil demnach die Lebensmittelüberwachung und die Kontrollen der Hersteller in Deutschland funktionieren.

Kritik an der Selbsteinschätzung von Unternehmen

Dario Sarmadi, Sprecher von Foodwatch, kritisiert hingegen, dass die Unternehmen noch zu viel Ermessensspielraum hätten, ob und wann sie eine Gesundheitsgefahr sehen. "Sie entscheiden sich dann nach eigenem Ermessen, ob sie warnen oder nicht. In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder Fälle aufgedeckt, wo eine Warnung hätte schneller erfolgen sollen", so Dario Sarmadi. Als Beispiel nennt er mit Listerien belastete Wurst des hessischen Unternehmens Wilke. Damals gelangten verdorbene Wurstwaren bundesweit in den Handel, bevor der Skandal öffentlich wurde.

Dario Sarmadi empfiehlt ebenfalls, die neue App zu installieren, um aktuelle Warnungen schneller mitzubekommen.

Shownotes
Rückrufe
Lebensmittelwarnung per App
vom 26. Juni 2024
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartner: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova