Seit zwei Jahren lässt sich Kevin Schütz als Krankenpfleger von einer Leiharbeitsfirma an Krankenhäuser vermitteln. Dafür hat er sich bewusst entschieden.
Kevin Schütz arbeitet als Intensiv- und Anästhesiepfleger und ist für Narkosen bei Operationen zuständig. Leiharbeit bedeutet für ihn die Möglichkeit, den Dienstplan nach seinen Bedürfnissen besser gestalten zu können. Er gibt bei der Leiharbeitsfirma an, wie er am liebsten arbeiten möchte – zum Beispiel nur Frühdienst oder dass er auch mal einen Wochenenddienst übernehmen kann. Die Firma gleicht dann die Verfügbarkeiten von Kevin Schütz mit den Bedarfen der Kliniken ab. Bei der Klinik, wo es Überschneidungen gibt, wird er dann eingesetzt.
Freiheit, mehr Zeit für die Familie zu haben
Ihm gibt das die Freiheit, sein Leben privat besser zu gestalten. "Wenn ich in einer Klinik arbeite, ist ein freies Wochenende nicht immer wirklich frei", sagt der Anästhesiepfleger. Es komme schon vor, dass man wegen Notfällen zum Dienst gerufen wird.
"Ich bin Vater geworden, das war mit dem Schichtplan nicht mehr machbar."
Sechs bis acht Nachtschichten im Monat haben den jungen Vater überfordert. Er wollte auch bei seinem Sohn zu Hause sein, gerade in der Anfangszeit. "Das war immer ein Reibungspunkt", sagt er heute.
Mit der Zeitarbeitsfirma kann er festlegen, dass er fast nur im Frühdienst arbeitet. So kann er seinen Sohn jeden Tag aus der Kita abholen. Überhaupt hat er seine Arbeitszeit reduziert. Auch Wochenenddienste hat er für sich erst einmal gestrichen, "weil ich dann einfach für meine Familie da sein kann." Dadurch entlastet er seine Freundin, die gerade an ihrer Masterarbeit scheibt.
Weniger Arbeitszeit, gleiches Gehalt
Finanziell rechnet sich das für Kevin Schütz auch: Er verdient mit 80 Prozent Erwerbstätigkeit so viel wie mit einer Vollzeitstelle. Allerdings ohne 13. Monatsgehalt. Sozialversichert ist Kevin Schütz über die Leiharbeitsfirma.
Aufgrund seiner Spezialisierung ist Kevin Schütz meist länger in einem Krankenhaus in der Intensivstation beschäftigt und muss nicht wie andere Kolleginnen viel zwischen Krankenhäusern und Stationen hin und her wechseln. Dagegen kann es bei ihm zu Engpässen kommen, wenn er in Zeiten, in denen wenig operiert wird, nicht zum Einsatz kommt und somit auch kein Geld verdient.
Leiharbeit bedeutet Flexibilität und hohe Anforderungen
Flexibel muss er sein, wenn er für die Leiharbeitsfirma in verschiedenen Krankenhäusern arbeiten möchte. Eine Einweisung erhält er an neuen Einsatzorten nicht, meist bekommt er einen OP-Plan und muss sich dann schnell orientieren und anfangen zu arbeiten.
"Es wird sehr viel von mir verlangt. Das Krankenhaus geht davon aus, wenn es eine Pflegekraft für die Anästhesie bucht, dass die das auch kann. Ich muss eine hohe Kompetenz an den Tag legen, um das alles zu wuppen."
Ein bis zwei Monate im Voraus kennt Kevin Schütz seinen Dienstplan und die Einsatzorte. Dabei können aber kurzfristig Änderungen auftreten, wenn das Krankhaus doch selbst genügend Kräfte hat oder die Anzahl der Operationen sinkt. Vor allem in der Corona-Krise ist das der Fall, dass Operationstermine storniert werden. Dann kann es auch sein, dass seine Einsätze gestrichen werden und er zu kurzfristigeren Einsätzen tageweise zwischen Kliniken wechselt. Für Kevin Schütz bedeutet das Stress.
Das Soziale fehlt
Es gibt wenig, was ihn daran stört, für eine Leiharbeitsfirma zu arbeiten. Das Arbeiten in einem Team vermisst er aber schon. Dadurch fehle einfach der soziale Austausch nach dem Dienst, mit Kollegen auch mal was zu unternehmen, sagt er.
"Das Team, das fehlt mir."
Zu dem sozialen Aspekt der Teamarbeit zählt für ihn auch, dass man als Gruppe die Teamarbeit gemeinsam verbessert und Vorschläge macht. Gerade diese sozialen Aspekte sind für Kevin Schütz aber ausschlaggebend. Deshalb würde er, sobald sein Sohn das Grundschulalter erreicht hat, wieder auf eine feste Stelle wechseln.