Lest ihr euch euren Frust auch manchmal weg? Dann wird schnell klar, was in Carmel vorgeht. In "Cold Water" von Gwendoline Riley verschlingt sie nicht nur Bücher, sondern auch die Geschichten ihrer Gäste.
Sie hat ihr Studium geschmissen und jobbt in einer Kellerbar. Carmels Geschichte ist wie ein Bericht, in dem sie versucht sich zu erklären. Zu erklären, warum sie nicht schon längst abgehauen ist, nach New York, nach Cornwall oder in die Wüste. Tatsächlich weiß Carmel nicht, wann und wie sie es schafft, Dinge, Orte und Menschen einfach hinter sich zu lassen.
Und dann ist da der Alkohol, dessen exzessiven Konsum Carmel ihren Jahren der Anarchie zuschreibt. Sind diese Jahre vorbei, ist es auch mit dem Alkohol vorbei. Bis dahin wird gesoffen.
Eines abends sitzt ein heruntergekommener Typ am Tresen. Er versucht, Carmel anzumachen. Sie geht nicht darauf ein, hat ihn aber erkannt: Er spielte mal in einer Band, die Carmel viel bedeutet hat, als sie 14 Jahre alt war. Vor allem der Sänger der Band hatte es ihr damals angetan: Stephen. Als sie den Fremden da so sitzen und lallen sieht, kommt ihr eine Idee. Sie könnte über diesen Vogel an die Adresse von Stephen kommen und auf der Suche nach ihm Tony vergessen.
"Cold Water" von Gwendoline Riley, aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Sigrid Ruschmeier, ist 2008 erstmals bei Schöffling & Co. erschienen.