Thene ist 25 Jahre alt und studiert. Ihre Eltern sind unkonventionell. Thene hat ihre Probleme damit und rebelliert durch Spießigkeit. In Nele Pollatscheks Debüt "Das Unglück anderer Leute" steht Thenes Patchwork-Familie im Mittelpunkt.
Familie ist etwas Wunderbares - manchmal. Manchmal, wenn man das Gefühl hat nur von Bekloppten umgeben zu sein, dann nervt Familie einen einfach nur fürchterlich. Thene kommt besonders mit ihrer Mutter Astrid nicht klar. Astrid ist investigative Bloggerin, Punkerin und trägt am liebsten rot. Sie ist einfach nicht so, wie sich Thene eine Mutter vorstellt und wünscht. Nicht so wie die Mütter in den Disneyfilmen, die Thene als Kind so gerne geschaut hat.
"Ja, sie hasst sie. Weil sie immer alles anders haben will. Weil sie immer alles anders machen muss. Anders als andere es machen würden. Anderssein ist nämlich eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen."
Nele Pollatschek liest aus "Das Unglück anderer Leute"
Thenes Vater Georg haut einfach ab, als sie 10 Jahre alt ist. Einfach so und ohne Vorwarnung. Dann taucht er plötzlich wieder auf und gesteht ihr, dass er schwul und verheiratet ist. Auch das einfach so. Mit ihrem Vater und ihrer Oma Patzi fliegt Thene nach Oxford zur Abschlussfeier an ihrer Uni. Und wieder gelingt es ihrer Mutter alle Pläne zu durchkreuzen. Und dann plötzlich die Nachricht: Astrid ist tot - sie wurde überfahren. Thene empfindet keine Trauer, weil ihre Mutter nie die Mutter war, die sie sich gewünscht hatte.
Eine Bekloppte weniger
"Das Unglück anderer Leute" von Nele Pollatschek handelt vom Tod. Das ist aber noch nicht alles, denn dieses bitterböse Romandebüt handelt auch vom Leben vor dem Tod, und vom Leben in einer Familie, die ausschließlich aus Bekloppten besteht, so wie Thenes Familie. Und so könnte man den Tod ihrer bekloppten Mutter auch durchaus als Erleichterung für alle verstehen.