• Deutschlandfunk App
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Rassismus hat viele Facetten und scheint, als ob er in unsere DNA gefräst ist. Manchmal kommt er unbewusst aus uns heraus. In "Weiße Wolken" schreibt Yandé Seck darüber, wie es sich anfühlt, damit konfrontiert zu sein.

In ihrem Debütroman "Weiße Wolken" erzählt Yandé Seck vom Leben der beiden Schwestern Zazie und Dieo in Frankfurt und Offenbach. Dieo kümmert sich um ihre Familie mit Mann und drei Söhnen. Zazie hat gerade ihren Uni-Abschluss gemacht, jobbt im Jugendzentrum und hat eher keine Lust auf ein bürgerliches Kleinfamilienidyll. Was sie gemeinsam haben: Sie sind schwarz.

Und wie aus dem Nichts fällt bei einer Kickerpartie im Jugendzentrum das N-Wort. Es ist Zazies Arbeitskollege, Sozialarbeiter, dem aber nicht nur dieses Wort herausgerutscht ist. Die beiden anderen Kollegen tun so, als ob sie nichts gehört hätten. Zazie explodiert vor Wut.

"Sie packt zwei der vier Tischkicker-Griffe auf ihrer Seite und zieht sie hoch. Der Tisch gerät in Schieflage. Dann zieht sie sie noch ein bisschen höher – und der Tisch kippt mit einem ohrenbetäubenden Knall auf die Seite. Zazie brüllt, er soll mit der Scheiße aufhören und rennt zum Klo."
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin

Schon den ganzen Tag über muss sie sich zweideutige Sprüche anhören, in denen es um den Umfang ihrer Oberschenkel oder einen gemeinsamen Betriebsausflug in die Sauna geht. Doch nach ihrem Wutausbruch – kein Wort der Entschuldigung von ihm. Nichts.

Alltagsrassismus klingt harmlos – und ist es nicht

Zazie ist Mitte zwanzig und ziemlich durcheinander. Was soll sie aus ihrem Leben machen? Es dem Kampf gegen Rassismus und Sexismus widmen, gegen das N-Wort, das nach wie vor und selbst auf wissenschaftlichen Tagungen so selbstgefällig verwendet wird, in ihrem Beisein, als hätten diejenigen, die es verwenden, verdammt lange unter einem Stein gelebt oder schlichtweg keinen Respekt vor Menschen wie Zazie, Dieo – vor schwarzen Menschen.

Aber müsste sie dann nicht auch sauer auf ihre weiße Oma sein? Oma Rose nennt ihre Enkelkinder liebevoll "Leberwörschte". Und muss sie sich damit abzufinden, dass sie nach ihrem Wutausbruch im Jugendzentrum keinen Job mehr hat – und dass ihr Kollege seinen behält?

Das Buch

"Weiße Wolken" von Yandé Seck, erschienen bei Kiepenheuer&Witsch, 352 Seiten, 23 Euro, E-Book: 19,99 Euro, Hörbuch gelesen von Milena Karas, ca. 8,5 Stunden; ET: 08.02.2024.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment
… wenn du mal wieder das N-Wort hörst
vom 18. August 2024