Vor allem, wenn ein großer Wandel in Nastjas Leben ansteht, fühlt sie sich mitunter lost. Sich mit anderen zu vergleichen, verstärkt dieses Gefühl. Eine Psychologin rät: Nach innen zu blicken und in unsere Wunschidentität zu investieren.
Besonders an Silvester merkt Nastja den Unterschied: Andere erzählen von ihren Plänen für das kommende Jahr und sie hat nur ein großes Fragezeichen im Kopf.
"Ich würde das als so eine Perspektivlosigkeit beschreiben, wie ein riesengroßes Fragezeichen."
Dabei hat sie ihren Bachelor in Psychologie in der Tasche und auch noch einige weitere Qualifikationen: Sie hat ein Jahr lang in einem Krankenhaus gearbeitet, ist für ein Magazin tätig gewesen und auch eine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert.
"Ich hatte viele verschiedene Interessen hatte, bei denen ich nicht wusste, wie ich sie in einem Beruf zusammenbringen kann."
Wenn man von außen draufschaut, stehen ihr alle Wege offen. Innerlich fühlt Nastja nicht nur eine Orientierungslosigkeit, sondern mitunter sogar eine Perspektivlosigkeit.
Die anderen sind weiter und können mehr, – aber stimmt das überhaupt?
Besonders wenn sie sich mit anderen vergleicht, ist sie verunsichert. Sie hat mit 25 Jahren ihren den Bachelorabschluss gemacht – also, später als andere. Und sind die Qualifikationen, die sie erlangt hat, überhaupt genug? Was soll sie damit anfangen? Was kommt als nächstes? Nastja spürt einen großen Druck und ist sich nicht sicher, was "das Richtige" ist.
"Ich denke immer, dass diese ganzen 'Qualifikation', die ich habe, ja nicht gut genug sind."
Manchmal hilft es ihr dann, sich mit Freunden auszutauschen und zu sehen, dass sie dieses Gefühl vom "Lost sein" auch gut kennen. Nastja weiß dann, dass sie nicht die Einzige ist, der es so geht.
Lost sein – eine normale Entwicklungsphase in den Zwanzigern
Viele machen ähnliche Erfahrungen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, sagt die Lebenslauf-Forscherin Nehle Penning. Wir verlassen das Elternhaus, vielleicht auch den Wohnort, ziehen in die eigenen vier Wände, machen erste Schritte, die unsere Zukunft in gewisserweise Formen.
Und es sind nicht nur die neuen Herausforderungen im Privaten, die uns Sorgen machen können. Die Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2024 zeigt, dass auch Kriege und der Klimawandel, also gesellschaftlicher wirtschaftlicher, politischer und umweltbezogener Wandel, zu unserer Verunsicherung beitragen können.
"Ich finde, da braucht es einfach mehr Unterstützung und mehr ein: 'Hey, es ist okay, wenn du gerade nicht weiterweißt. Und das gab es meiner Meinung nach einfach nicht."
Natalie Molski ist psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie. Sie sagt, dass es ganz natürlich ist, dass wir durch solche Lebensphasen gehen und möglicherweise Emotionen durchlaufen, die man unter dem Begriff Quater-Life-Crisis zusammenfassen kann.
Problematisch wird es dann, wenn unsere psychische Gesundheit darunter leidet. Wir beispielsweise an einer Depression oder Sucht erkranken. Dann gilt es, dass wir uns Hilfe suchen.
Wenn es sich allerdings nur um eine vorübergehende Verunsicherung und Orientierungslosigkeit handelt, empfielht die Psychologin den Blick nach Innen. Welche Werte haben wir? Wie wollen wir leben? Was ist unsere Wunschidentität? Welche kleinen Schritte können wir tun, um uns in diese Richtung zu bewegen?
"Das ist ein ganz natürliche Entwicklungsphase, also in unterschiedlichen Lebenszeiten haben wir auch unterschiedliche Lebensaufgaben"
Und Nastja hat für sich gelernt, dass sie sich auch erlauben kann, nicht alles auf Anhieb wissen zu müssen. Und, dass es okay ist, mal inne zu halten, wenn sie nicht weiß, was sie als Nächstes in ihrem Leben machen möchte.
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