In Leipzig treffen sich Spitzenpolitiker und Vertreter der Luftfahrtbranche. Der Umweltjournalist Werner Eckert erklärt, warum die Konferenz für ihn eine Schaufensterveranstaltung ist.

Unter den gängigen Reiseoptionen ist das Flugzeug das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel. Für eine Flugreise muss besonders viel Energie aufgewendet werden. Bei der Verbrennung von Kerosin werden Abgase freigesetzt, die zur Klimaerwärmung beitragen. An der Energieintensität des Fliegens wird sich grundsätzlich nur wenig ändern.

Außerdem ist die Wirkung von Flugzeugabgasen in den höheren Luftschichten noch einmal ungünstiger als in Bodennähe, sagt der Journalist Werner Eckert. Er weist darauf hin, dass unter anderem auch die Kondensstreifen dazu beitragen, Wärmenergie auf der Erde zu halten.

"Es ist in etwa zwei- bis fünfmal so klimaschädlich, eine Tonne Sprit da oben zu verbrennen als hier unten. Das liegt im Wesentlichen an den Kondensstreifen."
Werner Eckert, Journalist, SWR Umweltredaktion

Auf einer Konferenz in Leipzig beraten Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, wie die Flugindustrie und das Fliegen klimafreundlicher werden können. Die Luftfahrtbranche gibt an, dass sie seit Jahren eine kontinuierliche Effizienzsteigerung bei Treibstoffverbrauch von 1,5 Prozent aufweisen kann.

Mehr Effizienz – aber viel mehr Passagiere

Das bedeutet, dass je geflogenem Passagierkilometer jährlich 1,5 Prozent weniger Sprit verbraucht werden. Das steigende Passagieraufkommen insgesamt hebe diesen Wert aber rasch wieder auf, meint Werner Eckert. Er weist auf Prognosen hin, die von einer weltweiten Verdoppelung der heutigen Passagierkilometer bis 2030 ausgehen.

"Man braucht raue Mengen an alternativer Energie. Und die reicht ja momentan nicht mal, um uns mit Strom zu versorgen – geschweige denn mit alternativen Kraftstoffen."
Werner Eckert, Journalist, SWR Umweltredaktion

Das sogenannte grüne Kerosin, also ein Treibstoff der mit der Energie aus Solar- und Windkraftanlagen hergestellt wird, sei zwar rein rechnerisch klimaneutral, lasse sich aber in absehbarer Zeit nicht zum gegenwärtigen Preis von herkömmlichem Kerosin produzieren. Eine Vorstellung, die in der Branche durchaus kursiert.

"Das Zauberwort – auch in Leipzig – war grünes Kerosin, hergestellt aus Solar und Windstrom. Damit kann man Flugzeuge rein rechnerisch klimaneutral fliegen."
Werner Eckert, Journalist, SWR Umweltredaktion

Elektrische Antriebe in der Luftfahrt seien für den normalen Flugverkehr derzeit keine Alternative, sagt Werner Eckert. Anlass für die Veranstaltung in Leipzig ist unter anderem das Corsia-Abkommen. Die Ziele sind in dem Leipziger Statement für die Zukunft der Luftfahrt ausformuliert. Die Konferenz in Leipzig hat eher eine industriepolitische Ausrichtung.

Kerosin- und Flugbesteuerung und vergleichbare Maßnahmen werden dort eher nicht diskutiert. Es geht dort um Optionen der technischen Entwicklung und ihre Finanzierung, allgemeiner gesagt Standortfragen. Werner Eckert sieht das Ziel vor allem darin, Wählerinnen und Wähler und die Industrie zu beruhigen.

"Es geht im Wesentlichen darum zu sagen: 'Keine Panik, wir machen Klimaschutz und können weiter fliegen.' Das ist mehr eine Schaufensterveranstaltung."
Werner Eckert, Journalist, SWR Umweltredaktion

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Luftfahrtkonferenz in Leipzig
Klimaneutral fliegen – theoretisch geht das
vom 21. August 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Werner Eckert, Journalist, SWR Umweltredaktion