Der Silvesterqualm ist gerade erst abgezogen – der Qualm der Autos nicht: Im Winter werden wir besonders "pitoresk" daran erinnert, dass aus PKW-Auspuffrohren viele giftige Substanzen entweichen. Die Systeme zur Abgasnachbehandlung brauchen bei Kälte länger. Kurze Strecken solltet ihr daher wenn möglich vermeiden.

Im Winter sind es keine anderen Abgaswolken als die, die die Autos auch im Sommer ausstoßen – wir sehen sie bei kaltem Wetter nur deutlicher, sagt Ute Dauert, Meteorologin und Fachgebietsleiterin Luftqualität beim Umweltbundesamt (UBA). Weil neben den Gasen, die aus der Verbrennung des Kraftstoffs entstehen, auch noch Wasserdampf aus dem Auspuff rauskommt. Und dieser kondensiert, wenn es kalt ist.

"Wenn es kalt ist, kondensiert der Wasserdampf und es bilden sich Nebeltröpfchen. Das ist dasselbe, wie wenn wir im Winter ausatmen."
Ute Dauert, Umweltbundesamt

Wenn es ganz auskondensiert, sehen wir sogar kleine Wassertröpfchen aus dem Auspuff heraustropfen.

Bei Kälte braucht die Abgasnachbehandlung länger

Ganz egal ist es aber trotzdem nicht, ob ein Auto im Sommer oder im Winter seine Abgase ausstößt. Bei Kälte brauchen die Systeme zur Abgasnachbehandlung nämlich länger, um auf Touren zu kommen. Das bedeutet, sie arbeiten nicht so schnell mit voller Effizienz wie im Sommer, sodass im Winter also zunächst tatsächlich noch mehr Schadstoffe ausgestoßen werden.

"Wenn es kalt ist, brauchen sowohl der Motor als auch die Abgasnachbehandlungssysteme eine gewisse Zeit, um ihre volle Leistungsfähigkeit zu erreichen."
Ute Dauert, Umweltbundesamt

Wenn es eisekalt ist, sollten wir deshalb möglichst auf Kurzstreckenfahrten, bei denen der Motor gar nicht richtig warm wird, verzichten, sagt die Expertin.

Der Geruch von Ammoniak

Manche Schadstoffe kann man weder riechen noch sehen – zum Beispiel die ganz kleinen Partikel. Andere gasförmige Abgase, etwa Ammoniak, kann man dagegen sehr wohl mit der Nase wahrnehmen, so Ute Dauert. Das komme insbesondere dann vor, wenn bei der Abgasnachbehandlung etwas defekt ist.

Oder natürlich auch bei älteren Fahrzeuge, die noch keine moderne Abgasnachbehandlung haben.

Als Radfahrende Schadstoffe einatmen

Wenn man als Fahrradfahrer*in im Winter – zum Beispiel im Stadtverkehr – an den ganzen dampfenden Auspuffen vorbeiradelt, traut man sich manchmal gar nicht zu atmen. Weil man das Gefühl hat, mehr Abgase einzusaugen.

Bei Bewegung steigt zwar die Atemfrequenz und wir atmen mehr – also auch mehr Schadstoffe ein – bestätigt Ute Dauert. Allerdings habe die aktive körperliche Bewegung bei gesunden Menschen insgesamt einen positiveren Effekt als der negative Effekt, der durch das Einatmen der Schadstoffe entsteht. Wenn man Vorerkrankungen habe, könne das natürlich anders sein.

"Grundsätzlich gilt: Sich bewegen ist für die Gesundheit auf jeden Fall zuträglicher als zu sagen: Ich verzichte auf das Fahrrad und setze mich selbst ins Auto."
Ute Dauert, Umweltbundesamt

Ute Dauert empfiehlt Radfahrenden, wenn möglich die Hauptverkehrsstraßen zu meiden und lieber einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und Nebenstraßen zu nutzen oder durch einen Park zu fahren.

Die UBA-App "Luftqualität"

Wer herausfinden möchte, wie schlecht oder schädlich die Luft gerade ist, durch die man fährt, kann sich zum Beispiel die App "Luftqualität" des Umweltbundesamtes herunterladen. Dort finden Nutzende einen Luftqualitätsindex, der auch mit Verhaltenstipps verbunden ist. Gerade für empfindliche und (etwa an Asthma) erkrankte Menschen kann das eine große Hilfe sein, sagt Ute Dauert, die die App mitentwickelt hat.

Wer eine Smartwatch besitzt, kann sich die Luftqualitätsinfos auch per Push auf die Uhr schicken lassen.

Shownotes
Luftqualität
Abgase im Winter: Kurze Strecken am besten vermeiden
vom 10. Januar 2025
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Ute Dauert, Meteorologin und Fachgebietsleiterin Luftqualität beim Umweltbundesamt (UBA)