Obwohl sie selbst nicht immer Lust hat über ihre Diagnose zu sprechen, wird sie ständig von Fremden danach gefragt. Luisa hat uns erzählt, warum ihr Rollstuhl oft eine Einladung für grenzüberschreitende
Fragen ist und wie sie damit umgeht.
Nach einer OP erholt sich Luisa im Krankenhaus und fährt mit ihrem Rollstuhl durch die Gänge des Gebäudes. "Entschuldigung", schreit eine Person von hinten. Luisa denkt, die ältere Person braucht Hilfe, doch diese fragt Luisa nur: "Hatten Sie einen Unfall?" Im Laufe ihres Lebens hatte die angehende Logopädin unzählige solcher Situationen. Manche fragen schon nach ihrer Diagnose, bevor sie überhaupt 'Hallo' gesagt haben.
Luisa wird regelrecht gezwungen, persönliche Details zu erzählen
Luisa weiß selten, wie sie auf solche Fragen reagieren soll, aber sie kann sich vorstellen, woher die Neugier kommt: "Es ist oft Sensationsgeilheit, die Leute wollen dann eine spannende und tragische Geschichte hören." Ihr Leben mit dem Rollstuhl ist kein Tabuthema, aber sie möchte auf keinen Fall darauf reduziert werden.
"Ich frage mich oft, welche Erziehung diese Menschen genossen haben. Sie gehen so dreist auf einen zu und scheinen keinen Filter zwischen Hirn und Mund zu haben."
Luisa ist mit einem seltenen Gendefekt geboren und wusste lang nicht, welche Krankheit sie eigentlich hat. Nach 22 Jahren konnte Arthrogryposis diagnostiziert werden, eine neue und seltene neurologische Erkrankung. Nur bei etwa zwanzig Menschen auf der Welt wurde diese Diagnose bisher festgestellt.
"Ich habe mich lange Zeit für meine Behinderung geschämt", auch weil sie erst nicht wusste, welche Krankheit sie genau hat. In dieser Zeit habe es sie besonders belastet, wenn Menschen nach ihrer genauen Diagnose gefragt haben.
Instagram ist ein Ort, an dem sich Luisa mitteilen möchte
Gerade weil Luisa früher oft das Gefühl hatte, anders zu sein, genießt sie nun den Austausch mit anderen auf Instagram. Auf der Social Media Plattform ist ihr nämlich bewusst geworden, wie viele Menschen es gibt, die jung sind, eine Behinderung haben und sich ausgeschlossen fühlen. "Ich möchte mit meinem Account helfen, dass mehr Verständnis für Menschen mit Behinderungen entsteht."
Viele junge Frauen würden mit ihrem Aussehen hadern, auch weil sie eine Behinderung haben. Luisa möchte mit gutem Beispiel vorangehen und
ihnen klar machen, dass sie sich auf Social Media zeigen können, ohne sich schämen zu müssen.
"Es geht nicht nur darum, meine Erkrankung zu zeigen, sondern mein Leben damit zu teilen und andere zu empowern, denen es ähnlich geht."
Obwohl sie auf Instagram viele private Informationen mit zum Teil fremden Menschen teilt, hat es für Luisa nichts mit den übergriffigen Fragen auf der Straße zu tun. Auf Social Media kann sie selbst entscheiden, was sie erzählt und mit ihren Erzählungen vielleicht andere Menschen zu ihrer Diagnose führen. Aber das Teilen von Fotos und Geschichten nutzt sie auch zum reflektieren: "Ich glaube, es ist für mich eine Art, meine Krankheit zu verarbeiten."
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