Kommt immer wieder vor: Ein Mann in hoher Position hat sich einen Fehler erlaubt. Trotzdem klebt er an seinem Posten, bis es nicht mehr geht. Zuletzt gesehen bei: Wolfgang Niersbach, ehemaliger Präsident des DFB.

Wolfgang Niersbach ist zurückgetreten. Damit hat er die Verantwortung für die Affäre rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 und die ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro übernommen. Ein Schuldeingeständnis sollte das allerdings nicht, sagte er beim Treffen des DFB-Präsidiums.

Tim Brockmeier über den Rücktritt von Wolfgang Niersbach
"Es ist eine sehr schwierige Gemengelage. Wolfgang Niersbach ist jemand, der gesucht und gebraucht wurde, um Druck rauszunehmen mit einem Rücktritt."

Männer wollen nicht aufgeben

Der Schritt zurückzutreten sei Wolfgang Niersbach bestimmt nicht leicht gefallen, sagt der Arbeitspsychologe Michael Kastner. Da ist der ehemalige DFB-Präsident auch nicht alleine: Männer kleben häufig so lange an ihren Posten, weil sie es so gelernt haben, sagt Michael Kastner. "Das hängt mit dem Selbstbewusstsein zusammen. Diese Männer waren in ein System eingebettet, das so ein Verhalten fördert. Da springt man nicht so leicht ab."

"Das Heiligste ist unser Selbstwertgefühl und wir versuchen zu kämpfen, so lange es geht."
Der Arbeitspsychologe Michael Kastner erklärt, warum machen Menschen ihren Rücktritt rauszögern

Die anderen sind Schuld

Führungskräfte neigen dazu, anderen die Schuld zu geben. Soll heißen: Wenn etwas schief geht, sind immer erstmal die Anderen Schuld. Menschen in hohen Positionen haben mit diesem Verhalten Erfolg gehabt, darum gehen sie immer wieder so vor, sagt Michael Kastner.

"Führungskräfte neigen dazu den Misserfolg anderen zuzuschreiben und haben damit ja auch immer Erfolg gehabt - bis das System irgendwann einmal zusammenbricht."
Michael Kastner über Führungskräfte

Frauen verhalten sich da anders. Sie haben mehr Selbstzweifel, wollen sich nicht so sehr in den Vordergrund drängen. Das hängt mit der Erziehung zusammen. Männer haben gelernt, durchhalten zu müssen, eine Familie zu ernähren. In so einer Situation ist es schwerer, eine Niederlage einzugestehen. "Weil wir das so gewöhnt sind, fällt uns Aufgeben schwer und wird als Niederlage gewertet."

Wie gehe ich mit Niederlagen um?

In den meisten Fällen suchen sich Menschen nach einem Rücktritt einfach einen anderen Job, sagt Michael Kastner. "Dort verdienen sie dann möglicherweise noch mehr Geld." Der beste Weg zu Rücktritt, sei zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, rät Michael Kastner.

Shownotes
Rücktritte
Geh doch!
vom 09. November 2015
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Michael Kastner, Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin