Hundepfeifen in der Politik
Wenn es um politische Rhetorik und Propaganda geht, taucht seit einigen Jahren der Begriff der Hundepfeife, im Englischen Dog Whistle genannt, immer wieder auf. Was damit gemeint ist, erklärt der Medienwissenschaftler Stephan Packard.
Das Dog Whistling funktioniert in etwa so: Ich sage etwas, dessen volle Bedeutung nur von einer ganz bestimmten Gruppe von Menschen richtig verstanden wird, während der Rest naiv und fälschlich glaubt, ich sage etwas viel Harmloseres als das, was ich eigentlich meine.
"Die Metapher der Hundepfeife, der Dog Whistle, meint, dass eine Hundepfeife einen bestimmten schrillen Ton von sich gibt, der so hoch gelegen ist, dass ihn menschliche Ohren nicht hören können, Hunde aber sehr wohl."
Als Dog Whistling bezeichnet man also bestimmte Methoden der Kommunikation. Oft wird populistischen Politikern vorgeworfen, dieses Mittel einzusetzen, um ihren Anhängern bestimmte Nachrichten zu vermitteln. Medienwissenschaftler Stephan Packard sagt: Grundsätzlich ist damit gemeint, dass eine Kommunikation doppelt kodiert ist.
"Etwa, dass eine rassistische Anspielung im öffentlichen Diskurs zunächst nicht als rassistisch wahrgenommen wird, aber von einer kleineren Gruppe, insbesondere rassistischen Zuhörenden, als dasjenige erkannt wird, als das es in der Tat gemeint war."
Stephan Packard ist Professor an der Universität Köln. Medien, Propaganda und Zensur gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Dog Whisteling setzt fragmentierte Gesellschaft voraus
In seinem Vortrag schaut er genauer hin, welche Voraussetzungen Dog Whistling überhaupt möglich machen. Zum Beispiel kann die politische Hundepfeife nur dann funktionieren, wenn wir annehmen, unsere Gesellschaft sei fragmentiert und unterschiedliche Gruppen verstehen bestimmte Aussagen auch ganz unterschiedlich.
Der Vortrag
Stephan Packards Vortrag hat den Titel "Dog Whistling. Weiße Flecken zwischen Technokratie und Demokratie". Er hat ihn am 2. Februar 2021 online gehalten, im Rahmen der Vorlesungsreihe "Medien und Macht. Populismus, Überwachung und Zensur“. Veranstalter der Reihe ist das Institut für Medienkultur und Theater der Universität Köln.
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