Die Pandemie ist mutmaßlich in Wuhan in China ausgebrochen. Ein möglicher Grund: Wildtiere leben näher am Menschen - und ein Virus kann besser überspringen. Deshalb hat China die Artenschutz-Liste um einige Wildtiere erweitert. Trotzdem gibt es noch viel Luft nach oben.

Wölfe, Bengal-Katzen und Schakale stehen seit kurzem auf der Liste der geschützten Tierarten in China. Damit zieht das Land eine Konsequenz aus der Pandemie. Denn ein möglicher Grund, warum das Virus auf den Menschen übergehen konnte: Der Lebensraum vieler Tierarten wird immer kleiner.

517 neue Tierarten unter Schutz

Über 500 neue Tierarten wurden deshalb der Artenschutz-Liste hinzugefügt, darunter einige Schlangen, Schildkröten und sogar Wale. Viele der Tiere galten in dem Land lange Zeit als Schädlinge. Mit dem Zuwachs stehen auf der Liste nun insgesamt 980 Tierarten.

"Ein Problem bleibt weiterhin: Die vielen Zuchtfarmen in China. Es gibt welche für Tiger, Bambusratten oder auch Marderhunde. Die werden von der Artenschutz-Liste nicht erfasst."
Ruth Kirchner, Deutschlandfunk-Korrespondentin für China

Ein Problem bleiben die kommerziellen Zuchtstationen. Denn die werden von der Artenschutz-Liste nicht erfasst, erklärt China-Korrespondentin Ruth Kirchner. Alle möglichen Tiere werden in solchen Zuchten gehalten, unter anderem Schlangen oder Bambusratten, und es gibt auch Farmen für Tiger und Bären.

Handel aufgrund Pandemie untersagt

Der Handel mit diesen Tieren wurde zwar aufgrund der Covid-19-Pandemie untersagt, doch das Verbot galt nur für diejenigen Tiere, die für den Verzehr vorgesehen sind. Züchten diese Farmen etwa für die Gewinnung von Pelz oder für medizinische Produkte, dürfen sie weiterhin handeln, so die China-Expertin.

Dadurch werde die Nachfrage nach Wildtieren immer neu befeuert. Außerdem werden immer wieder Tiere illegal in der Wildnis gefangen und dann vermeintlich legal in den Farmen gehalten und verkauft. Deshalb fordern Tierschützer: Diese Stationen müssen besser kontrolliert oder verboten werden.

"Die Märkte werden seit Beginn der Pandemie schärfer kontrolliert. Allerdings gibt es in China etwa 40.000 Frische- und Wildtiermärkte, und gerade in abgelegenen Regionen ist eine Kontrolle schwer."
Ruth Kirchner, Deutschlandfunk-Korrespondentin für China

Vermehrt kontrolliert werden allerdings seit Beginn der Pandemie die Frische- und Wildtiermärkte. Dafür laufen auch Kontrollkampagnen, zuletzt etwa "Operation Sanfte Brise". Kontrolleure fordern dabei Lizenzpapiere für das verkaufte Fleisch, und es sollen auch Informationen über Artenschutz verteilt werden, erzählt Ruth Kirchner.

Wildtier-Handel auf Schwarzmarkt boomt

Auf dem Schwarzmarkt sieht es etwas anders aus. Dort werden Wildtiere über kriminelle Netzwerke verkauft - denn damit lässt sich sehr viel Geld verdienen. Online-Plattformen, auf denen illegal mit den Tieren gehandelt wird, werden inzwischen stärker kontrolliert.

Unsere Korrespondentin hat im Zuge ihrer Recherchen versucht, an illegale Tierprodukte zu kommen. Ihr Fazit: Das ist tatsächlich nicht so einfach.

"Die Regularien sind oft sehr widersprüchlich. Zum Beispiel stehen die heimischen Pangoline zwar unter Schutz und der internationale Handel ist verboten, aber innerhalb Chinas nur teilweise."
Ruth Kirchner, Deutschlandfunk-Korrespondentin für China

Das Problem ist in China: Oft widersprechen sich bestimmte Regeln. So dürfen Pangolin-Schuppen zwar nicht mehr auf der offiziellen Liste der Traditionellen Chinesischen Medizin stehen, sie sind aber weiterhin legitimer Bestandteil von Mixturen. Der Handel ist damit also nicht komplett verboten.

Hohe Summen auf dem Schwarzmarkt

Deshalb werden auch immer wieder Schmuggler entdeckt. In einem Fall im Jahr 2020 wurden 23 Tonnen Pangolin-Schuppen aus Afrika für den chinesischen Markt sichergestellt. Auf dem Schwarzmarkt hätte diese Menge einen Wert von schätzungsweise 15 Millionen Dollar. Diese Menge bedeutet auch: Etwa 50.000 Pangoline mussten dafür getötet werden.

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Shownotes
Mehr Kontrollen
Artenschutz: China zieht Konsequenzen aus der Pandemie
vom 03. März 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Ruth Kirchner, Deutschlandfunk-Korrespondentin für China