70 Jahre nach dem Tod eines Autors ist sein Werk nicht mehr urheberrechtlich geschützt. 2015 läuft die Schutzfrist für Hitlers "Mein Kampf" ab - die Hetzschrift soll trotzdem verboten bleiben.
Er ist wieder da. Der Streit um Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf". Denn 2015 - 70 Jahre nach Hitlers Tod - endet die urheberrechtliche Schutzfrist für das Buch und jeder könnte dann die Propagandaschrift der Nazis auch in Deutschland nachdrucken. Könnte, denn die Justizminister der Länder haben beschlossen, dass die Verbreitung von Hitlers Bestseller verboten bleibt.
"Was kann einem 80 Jahre alten Buch Besseres passieren, als das gesagt wird, es sei gefährlich?"
Ein anderer Bestseller-Autor hält gar nichts von diesem Verbot - Timur Vermes hat das Buch "Er ist wieder da" geschrieben. Darin geht es um die Wiederauferstehung Hitlers in der Gegenwart. "Hitler wäre vermutlich dankbar für dieses Marketing", sagt Vermes. Er hat "Mein Kampf" gelesen, die Lektüre sei "erstaunlich erträglich" gewesen. Das Buch enthalte zwar einige "Hämmer, aber die sind sehr sorgfältig verteilt." Zwischen Antisemitismus und Nationalismus gäbe es auch Passagen, die vernünftig wirken: "Auch Hitler fand, dass man in der Nähe von Kindern vorsichtig Auto fahren sollte. Aber wenn Sie auf solche Passagen treffen, dann gehen Sie ja nicht davon aus, dass Hitler ein guter Mensch war."
Timur Vermes fordert Entmystifizierung von "Mein Kampf".
Gerade durch das Verbot werde "Mein Kampf" zum Werk eines genialen Bösewichts gemacht, sodass viele denken würden "wer das liest, wird sofort verhext und ein Nazi." Das Gegenteil sei aber der Fall - man könne "Mein Kampf" lesen wie jedes andere Buch auch. Gerade, weil heutzutage klar ist, wohin Hitlers Politik geführt hat.
- Regierung prüft Fragen zu Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist von "Mein Kampf" | Über die Schutzfrist von Hitlers Buch (2013)
- Hitler, Mein Kampf – eine Edition | Das Institut für Zeitgeschichte in München arbeitet an einer kommentierten Ausgabe von "Mein Kampf"
- Bayern will mit "Mein Kampf" nichts mehr zu tun haben | Zeit Online über die Zusammenarbeit zwischen Historikern und dem Freistaat Bayern