Der trottelige, phlegmatische und meist völlig inkompetente Homer Simpson ist alles andere als eine politische Leitfigur. Und dennoch beeinflusst er uns mehr, als wir glauben.
Nachrichten beeinflussen unser politisches Denken. So weit so schlüssig und auch medienwissenschaftlich belegt - "Priming" nennt sich die dazugehörige Theorie. Viel mehr als Nachrichten konsumieren wir aber Unterhaltungssendungen. Haben sie auch Einfluss auf unsere politische Meinung?
Der Medienwirkungsforscher Carsten Wünsch untersucht, ob und wie fiktionale Medieninhalte sich auf unser Denken und unsere Meinung auswirken. Im Experiment untersucht er das unter anderem mithilfe der Comicserie "Die Simpsons". Was er mit Homers Hilfe und mit weiteren Versuchen über die Wirkung von Unterhaltungssendungen auf uns herausgefunden hat, das erzählt er in seiner Antrittsvorlesung an der Uni Bamberg.
Simpsons im Dienste der Wissenschaft
Den Reporter Markus Köbnik haben wir außerdem als Versuchskaninchen mit in eines von Wünschs Experimenten gesteckt. Vorher haben wir ihm nicht verraten, worum es geht, so dass er ein ganz normaler Proband war - nur eben mit Aufnahmegerät. Nachher erst durfte er sich alles von Wünsch erklären lassen. In seiner Reportage beschreibt er, wie Wünsch im Labor seine Thesen überprüft.
Einfluss fiktionaler Medieninhalte
Wünsch konnte tatsächlich nachweisen, dass unterhaltende Medienangebote wie Filme oder Serien tatsächlich unsere politischen Einstellungen beeinflussen und auch die journalistische Wahrnehmung gesellschaftspolitischer Fragen beeinflussen.
Carsten Wünsch hat in Dresden Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie und Wirtschaftswissenschaft an der Technischen Universität Dresden studiert. Nach Stationen an der Universität Leipzig und der Universität Düsseldorf ist er seit April 2013 Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt empirische und theoretische Rezeptions- und Wirkungsforschung am Institut für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seine Antrittsvorlesung, die wir im Hörsaal präsentieren, hat er am 3. Juli 2014 gehalten.