Menschen demonstrieren in Deutschland für bezahlbare Mietwohnungen. Die Forderung: Mietpreisbremse sofort. Bis zu 40 Prozent des Einkommens geben wir für Wohnen aus. Aber die Mietpreisbremse kann das Problem derzeit nicht lösen.

Die Mietpreise steigen weiter, sagt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Laut verschiedener Studien zum Thema Wohnen fehlen in Deutschland bis zu zwei Millionen bezahlbare Wohnungen. Zwar gibt es inzwischen mehr Baugenehmigungen, doch Deutschland hängt meilenweit hinterher, erklärt der Wirtschaftsjournalist. Deswegen haben sich die Mieten in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren teilweise verdoppelt.

"Allein im vergangenen Jahr erhöhten sich die Mieten in Deutschland im Schnitt um 5 Prozent."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Jeder dritte deutsche Haushalt mit Mietkosten überlastet

Im Schnitt bedeutet immer über das gesamte Bundesgebiet betrachtet. Deswegen ist es punktuell auch immer noch etwas mehr. Der deutsche Mieterbund sagt, dass jeder dritte deutsche Haushalt mit den Mietkosten überlastet ist. Und eigentlich sollte Wohnen wie ein Grundrecht behandelt werden. "Aber es wird behandelt wie ein Paar seltene Sneaker", sagt der Wirtschaftsjournalist.

"Das Angebot ist begrenzt und viele wollen was haben. Deshalb steigen die Preise", so Nicolas Lieven. Mietpreise steigen allerdings nicht überall. Menschen wollen nicht einfach irgendwo wohnen, sondern dort leben, wo sie sozial eingebunden und in der Nähe ihres Jobs sind. Das Angebot bei bezahlbarem Wohnraum ist auch deshalb niedrig, weil der Raum begrenzt verfügbar ist, der Boden teuer und die Baukosten hoch. Zudem sind die Zinsen gestiegen.

"Durch die gestiegenen Zinsen wird auch die Finanzierung teuer. Die Mieten sind auch deshalb hoch, weil es geht."
Nicolas Lieven Wirtschaftsjournalist

Einige Leute verdienen mit Immobilien sehr viel Geld. Sie haben ihre Wohnung längst abbezahlt: "Hohe Mietpreise lassen sich einfach verlangen – sie werden bezahlt."

Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven erklärt, dass wir zwischen Mietpreisbremse und Mietpreisdeckel unterscheiden müssen. Bei einer Mietpreisbremse dürfen die Mieten maximal 10 Prozent über der ortsüblichen Miete liegen. Aber: "Es gibt bei der Mietpreisbremse so viele Ausnahmen, dass ich gar nicht alle aufzählen kann", sagt er.

Möblierte Wohnungen bis zu 40 Euro teurer pro Quadratmeter

In Metropolen ist jede dritte Wohnung, die vermietet wird, möbliert. Möblierte Wohnungen kosten bis zu 40 Euro pro Quadratmeter. "Natürlich kann ein Mieter dann sagen, dass das Wucher ist und dagegen klagen. Aber mal ehrlich: Wer macht denn das?" Wer in einem knappen Wohnungsmarkt endlich seine Unterkunft gefunden hat, geht nicht als erstes zum Mieter und sagt: So, jetzt verklage ich dich mal, um die Miete nachträglich zu senken, sagt Nicolas Lieven. Er erklärt, dass die Mietpreisbremse zwar viel Gutes habe – aber auch viele Lücken. "Da muss die Politik ran", meint er.

Shownotes
Wohnen und Leben
Warum die Mietpreisbremse nicht die Lösung für bezahlbaren Wohnraum ist
vom 26. Mai 2025
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist