Frankreich hat die Gründung eines "Weltraumkommandos" beschlossen. Es untersteht der Luftwaffe und soll Abwehr- und Angriffsmöglichkeiten im All entwickeln. Wir klären, was es damit auf sich hat.

Frankreich ist eine der führenden Militärmächte – und Emmanuel Macron möchte, dass das auch so bleibt. Aktuell befassen sich schon etwa zweihundert Soldaten mit dem Weltraum, also mit Satelliten und speziellen Radarsystemen.

Der französische Präsident möchte diese Soldaten jetzt zunächst einmal in einem eigenen Kommando zusammenziehen, berichtet Marcel Wagner, unser Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Paris. Das Ganze soll in Toulouse angesiedelt werden, dem Sitz von Airbus und vielen anderen wichtigen Luft- und Raumfahrtunternehmen.

"Aus Toulouse soll koordiniert werden, wie Frankreich sich im Weltraum verteidigen – oder vielleicht auch irgendwann mal angreifen will."
Marcel Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Paris

Die Ambitionen der Franzosen sind groß: Während etwa Deutschland knapp 300 Millionen Euro im Jahr für die Raumfahrt ausgibt, sind es bei Frankreich 2,4 Milliarden.

2,4 Milliarden für die Raumfahrt

In Frankreich sitzen wichtige Unternehmen: in Paris etwa die Europäische Weltraumagentur ESA, in Évry die Gesellschaft Arianespace, die die Trägerraketen für Satelliten baut und von französischem Boden aus ins All schießt – vom Centre spatial guyanais, dem Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana.

"Die Grande Nation ist in Sachen Raumfahrt tatsächlich eine Grande Nation."
Marcel Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Paris

Das Ganze sei aber mehr als nur PR, sagt Marcel Wagner. Die gesamte Kommunikation – die militärische wie die zivile – laufe über Satelliten, die irgendwo im All unterwegs sind. Wenn die angegriffen würden und es käme zu einem Krisenfall auf unserem Planeten, könnte man nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Genau vor diesem Szenario wolle sich Frankreich aktiv schützen.

Die französischen Kommunikations- und Navigations-Satelliten sollen in Zukunft besser gesichert werden. In der Vergangenheit sollen die Russen etwa einen Militärsatelliten ausspioniert haben – genau solche Vorkommnisse sollen verhindert werden.

Verhaltene Kritik

Das geplante Weltraumkommando wird natürlich Geld kosten. Und natürlich gebe es Franzosen, die das hinterfragen, berichtet Marcel Wagner. Doch habe das Militär in Frankreich einen ganz anderen Stellenwert als etwa in Deutschland. Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, hätten bei der traditionellen Militärparade erneut zehntausende Menschen an den Straßen gestanden und den Soldaten zugejubelt.

"Die Anerkennung für die eigenen Soldaten ist in Frankreich groß."
Marcel Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Paris

Die meisten Franzosen hätten Verständnis dafür, dass auch im All investiert werden müsse und stehen den Plänen eher positiv gegenüber.

Beteiligung Deutschlands?

Deutschland und Frankreich machen im Weltraum viele Projekte gemeinsam. Das Weltraumkommando war zwar jetzt ein rein französischer Vorstoß. Doch auch in der Nato habe man sich gerade eine neue Weltraumstrategie gegeben und dort arbeiten die beiden Nachbarstaaten zusammen.

Macron spreche ja außerdem immer wieder von einer "europäischen Armee", sagt Wagner. Er wäre also wahrscheinlich aufgeschlossen, wenn sich andere Länder – auch finanziell – am Weltraumkommando beteiligen möchten. Mit dem Vorstoß habe er aber ein klares Zeichen setzen wollen: Frankreich geht voran.

Shownotes
Militär
Frankreichs Expansion ins All
vom 18. Juli 2019
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Marcel Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Paris