Keine Abgase, kein Abfall und bestenfalls klimaneutral: Wasserstoffantriebe versprechen viel. In Zügen werden sie in Deutschland bereits eingesetzt – und es werden mehr.

Eigentlich ist Wasserstoff die Energiequelle der Zukunft – noch vor Strom. Zur Herstellung von Wasserstoff ist allerdings, wenn er nicht als Nebenprodukt industrieller Prozesse anfällt, viel elektrische Energie erforderlich. Wenn diese aus regenerativen Quellen stammt, ist Wasserstoff klimaneutral. Sein Vorteil: Er lässt sich leicht speichern.

Abgase entstehen bei der Verbrennung in einer sogenannten Brennstoffzelle nicht, nur Wasser. Abfälle bleiben auch nicht übrig. Wir haben mit dem Technikjournalisten Patrick Schroeder gesprochen, weil sich ein Durchbruch der Wasserstofftechnik im Zugverkehr abzeichnet.

"Aus dem Schornstein kommt Wasserdampf. Die Wasserstoffzüge fahren emissionsfrei und fallen in die Kategorie der potentiell umweltfreundlichen Verkehrsmittel."
Patrick Schroeder, Technikjournalist bei ingenieur.de

In Niedersachsen fuhren 2018 zum ersten Mal überhaupt Wasserstoffzüge zwischen Cuxhaven und Bremerhaven im Linienbetrieb. Bis 2021 will das Bundesland 14 weitere Züge mit Wasserstoffantrieb anschaffen und einsetzen. Sie sollen die meisten der Dieselzüge ersetzen, die dort noch in Betrieb sind. Dafür sind die Züge besonders gut geeignet, weil sie auf Strecken ohne Oberleitungen eingesetzt werden können.

"Die Idee ist, dass man Wasserstoffzüge überall dort einsetzt, wo es keine Oberleitungen gibt und es auch in absehbarer Zeit keine geben wird."
Patrick Schroeder, Technikjournalist bei ingenieur.de

Auch der Verkehrsverbund Rhein-Main hat 27 Brennstoffzellenzüge des französischen Herstellers Alstom bestellt. Der Zugtyp heißt Coradia iLint und basiert auf einem Dieselmodell. Die neuen Modelle sollen zum Fahrplanwechsel 2022/2023 geliefert werden.

90 Kilo für 1000 Kilometer

Mit einer Tankfüllung fährt ein Wasserstoffzug dieses Typs 1000 Kilometer weit. Die Tanks fassen 90 Kilogramm des Stoffs. Der Strom aus der Brennstoffzelle wird in große Batterien im Boden der Züge gespeichert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 Km/h. Damit sind die mit Wasserstoff betriebenen Züge in etwa so schnell, wie vergleichbare Dieseltriebwagen und deutlich leiser. Ein weiterer Vorteil ist die Rückgewinnung von Bremsenergie. Sie wird zu einem großen Teil wieder in Strom zurückgewandelt und geht nur in geringem Ausmaß verloren.

Im Moment gibt es weltweit nur ein Auto in Serienproduktion, das mit Brennstoffzelle fährt, den Toyota Mirai. Der Wagen hat eine Reichweite von circa 500 Kilometern, lässt sich in drei Minuten auftanken, hat mit 78.000 Euro allerdings einen hohen Preis.

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Shownotes
Mobilität
Die Wasserstoffzüge kommen
vom 23. Mai 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Patrick Schroeder, Autor bei ingenieur.de