Zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia ist die Tat noch immer nicht aufgeklärt. Zwar hat Premierminister Joseph Muscat seinen Rücktritt angekündigt, das reicht den Protestierenden auf Malta nicht aus. Dem Reporter Tim Röhn auch nicht.
Am 16.10.2017 tötete eine Autobombe die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia. Die Familie der ermordeten Journalistin und weite Teile der maltesischen Öffentlichkeit beschuldigen den maltesischen Regierungschef Joseph Muscat, sich vor seinen Kabinettschef Keith Schembri zu stellen. Dieser könnte den Mord an der Journalistin in Auftrag gegeben haben, so die Vermutung.
Premierminister Joseph Muscat hat zwar seinen Rücktritt für Mitte Januar angekündigt. Sein Kabinett hatte ihm zuvor wegen seiner Verwicklung in die Affäre das Vertrauen entzogen. Die Stimmung auf Malta ist dennoch weiter aufgeheizt.
Investigative Journalistin recherchierte zu Korruption
Die zum Zeitpunkt des Mordes 53-jährige Journalistin Daphne Galizia hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte auf Malta berichtet. Verwickelt waren nach ihren Recherchen auch Mitglieder der Regierung. Der Reporter Tim Röhn hat zu dem Fall recherchiert. Mit seiner Kollegin Gelareh Kiazand hat er eine TV-Dokumentation gedreht: "Mord auf Malta".
Daphne Caruana Galizia hatte zu wenig Unterstützer
Tim Röhn sagt, dass sich die Situation auf Malta in den vergangenen zwei Wochen extrem zugespitzt hat. Die Festnahme eines Mannes, der als Mittelsmann an dem Mord mitgewirkt haben soll, habe landesweite Proteste ausgelöst. Auf diesen Druck hat Premier Joseph Muscat mit der Ankündigung seines Rücktritts reagiert.
Daphne Caruana Galizia hatte in ihren Recherchen Korruption bis in die Regierungsebene thematisiert und verschiedene Skandale aufgedeckt. Ihr englischsprachiges Blog "Running Commentary" ist unverändert online. Viele Menschen auf Malta hätten ihr nicht zugehört, sagt Tim Röhn und sie als Lügnerin abgestempelt. Wenn Öffentlichkeit und Justiz anders auf die Texte der Journalistin reagiert hätten, wäre sie vielleicht noch am Leben, meint er. Erst jetzt komme heraus, dass ihre Enthüllungen vermutlich zutreffend waren.
"Das Besondere und tatsächlich auch das Erschreckende ist jetzt, dass man sagen kann, dass Daphne Caruana Galizia mit all dem, was sie geschrieben hat, Recht hatte."
In den Enthüllungen von Daphne Caruana Galizia ging es um den Verkauf maltesischer Papiere: Also Staatsbürgerschaft gegen Geld.
Tim Röhn weiß außerdem von einem dubiosen Energiedeal mit aserbaidschanischer Beteiligung. Außerdem ging es um Briefkastenfirmen im Ausland, mit deren Hilfe sich Regierungsbeamte bereichert haben sollen.
Geschäftsmann Fenech in Haft
Die Ermittlungen gegen ihre Mörder und die Auftraggeber seien so weit wie nie zuvor, sagt Tim Röhn. Drei Männer, die die Tat ausgeführt haben sollen, wurden schon vor zwei Jahren festgenommen. Nun ist mit dem Geschäftsmann Yorgen Fenech, einem der reichsten Malteser, ein mutmaßlicher Auftraggeber ermittelt. Er sitzt seit November 2019 in Haft. Ungeklärt ist bislang, ob noch weitere Personen an der Tat beteiligt waren - jemand, der Joseph Muscat noch näher steht, so Tim Röhn.
"Viele Leute auf Malta sagen das und auch ich sage: Der Premierminister muss endlich verhört werden."
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