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Vor einem Jahr wurde der Journalist Jamal Khashoggi ermordet – in Istanbul, im Konsulat Saudi-Arabiens. Bis heute ist sein Leichnam verschwunden. Der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman hat die politische Verantwortung für den Mord übernommen, nicht aber die Schuld. Die Verlobte Jamal Khashoggis fordert Gerechtigkeit. Sie kommt heute (2. Oktober) mit anderen zu einer Gedenkfeier in Istanbul zusammen, um an die Ermordung des Journalisten zu erinnern, so Karin Senz, unsere Korrespondentin.

Die Gedenkveranstaltung wird exakt um 13:14 Uhr beginnen wird. Um diese Uhrzeit betrat am 2. Oktober 2018 der Journalist Jamal Khashoggi das Konsulat Saudi-Arabiens. Der Journalist war Staatsangehöriger Saudi-Arabiens und wollte Dokumente für seine Hochzeit abholen, so unsere Korrespondentin in Istanbul Karin Senz. Doch Khashoggi hat das Konsulat nicht mehr lebend verlassen.

An der Gedenkfeier nimmt auch die Verlobte Jamal Khashoggis teil. Hatice Cengiz hat im vergangenen Jahr vergeblich auf ihren künftigen Ehemann gewartet. Es werden auch Vertreter von Amnesty International und Reporter ohne Grenzen in Istanbul dabei sein, um an den Journalisten zu erinnern. Ebenso die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard.

"Von der Gedenkfeier will man ein Signal senden, dass der Fall Khashoggi noch nicht gelöst ist."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin in Istanbul

Die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard kommt in ihrem Bericht zu dem Ergebnis, dass es sich um einen staatlich ausgeführten Mord handelt. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk sagte sie: "In meinem Bericht komme ich zu dem Ergebnis: Es handelt sich um einen staatlich ausgeführten Mord. Es ist ein internationales Verbrechen, demgegenüber die internationale Rechtsprechung anzuwenden ist. Und das bedeutet: Wer immer mit diesem Mord zu tun hat, sollte der internationalen Strafverfolgung unterliegen, sobald er sich außerhalb seines Landes begibt und in ein Land reist, das internationales Recht anwendet."

Viele Details des Mordes sind bekannt

In dem Bericht geht es auch um Details der Ermordung von Khashoggi. Es gibt Tonaufnahmen. Der Journalist soll erstickt worden sein, möglicherweise mit einer Plastiktüte, so Karin Senz. Seine Leiche soll verstückelt und beseitigt worden sein. Bis heute hat man den Leichnam von Jamal Khashoggi nicht gefunden.

In Saudi-Arabien läuft seit Anfang 2018 ein Prozess gegen elf Angeklagte, die am Mord des Journalisten beteiligt gewesen sein sollen. Die Verhandlung findet weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, so Karin Senz. "Viele sprechen von einem Schauprozess." Ebenso sehen Kritiker die Gefahr, dass nach einer Verurteilung der Angeklagten, der Fall geschlossen wird, ohne nach den Auftraggebern zu suchen.

"Viele sprechen von einem Schauprozess in Saudi-Arabien."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin in Istanbul

In diesem Kontext wird immer wieder der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman genannt. Die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard sieht die Verantwortung für den Mord an dem Journalisten beim saudischen Kronprinzen. Der sprach zuletzt mit dem US-Sender CBS. Mohammed Bin Salman sagte, dass er die politische Verantwortung übernehme, aber von der Tat nichts gewusst habe. Damit übernimmt er nicht die Schuld an dem Mord.

Mohammed Bin Salman ist mittlerweile zurück auf der internationalen Bühne. Nach dem Mord an Jamal Khashoggi hatten sich internationale Politiker distanziert. Aber das ist inzwischen vorbei.

Shownotes
Mord an Journalisten
Jamal Khashoggi: Es gibt keine glaubhaften Ermittlungen
vom 02. Oktober 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Karin Senz, ARD-Korrespondentin in Istanbul