Auf einer Kundgebung für den Journalisten Iwan Golunow in Moskau sind hunderte Menschen festgenommen worden. Dlf-Korrespondent Thielko Grieß hat die Kundgebung beobachtet und berichtet von einer für ihn ungewöhnlichen Demonstration.
Die nicht genehmigte Solidaritätskundgebung (12. Juni 2019) fand für den russischen Investigativjournalisten Iwan Golunow statt. Er wurde am vergangenen Freitag (07. Juni 2019) aufgrund eines Drogendelikts inhaftiert. Nachdem das Verfahren eingestellt wurde, hatte die Polizei ihn freigelassen.
Nach Angaben der russischen Polizei beteiligten sich rund 1200 Menschen an der Kundgebung. Russische Nachrichtenagenturen sprechen von mehr als 200 Festnahmen, die Nicht-Regierungsorganisation "OWD"-Info sagt, es habe rund 400 Festnahmen gegeben.
Die Kundgebung war nicht genehmigt: Versammlungen wie diese müssen in Russland beantragt werden - aber Genehmigungen gebe es in der Regel nicht, sagt unser Korrespondent Thielko Grieß.
"Es gibt diese Polizeitransporter, da wurden zeitweise minütlich die Leute reingeschoben."
Thielko war bei der Kundgebung: Er und einige hundert Menschen hatten sich auf einem Platz im Zentrum Moskaus versammelt, um eine vorher angekündigte Strecke zu gehen. Zunächst war nicht viel Polizei vor Ort, sagt Thielko. Aber als sich die Kundgebung in Bewegung setzte, sei sehr hart und sehr schnell zugegriffen worden. Die Polizei sei mit Stoßtrupps in die Menge und habe die Leute rausgezogen.
"Eher großer Spaziergang als echte Demo"
Für Thielko war die Demonstration eher ungewöhnlich: Auf der Kundgebung seien generell wenige bis keine Plakate zu sehen gewesen, die Menschen hätten auch nicht viel gerufen - das Ganze habe im ersten Moment eher an einen großen Spaziergang als eine echte Demo erinnert.
"Wenig Parolen, kaum was Gesungen, keine Plakate, aber ein trotzdem sehr harter Polizeizugriff."
Unter den festgenommenen Menschen waren auch ausländische Journalisten. Unser Korrespondent hat gesehen, wie ein Spiegel-Kollege verhaftet wurde, obwohl er Ausweisdokumente mit sich führte. Der Kollege ist mittlerweile wieder frei.
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