Susanne Kirchmayr ist Electric Indigo. Sie kommt aus Österreich und arbeitet als Techno-DJ und Musikproduzentin. Seit mehr als zwanzig Jahren legt sie auf und komponiert. Außerdem sorgt sie dafür, dass Frauen in der Elektroszene besser vernetzt und dadurch präsenter sind.

Etwa 80 Prozent der Künstler und Musiker für elektronische Musik sind Männer. Das hat eine Studie ergeben, die das Netzwerk "Female Pressure" herausgegeben hat. Das internationale Netzwerk für Frauen, die im Feld der elektronischen Musik und Kunst arbeiten, wurde 1998 von Susanne Kirchmayr gegründet. Sie ist Techno DJ, Musikerin, Produzentin, Feministin und heute zu Gast in der Redaktionskonferenz.

Als Susanne Kirchmayr angefangen hat aufzulegen, hat sie vor allem mit Funk, HipHop und Soul rumprobiert. Dann kam 1989, die Mauer fiel und Susanne Kirchmayr zog von Wien nach Berlin. "Da habe ich dann schnell zu Techno gewechselt."

Partys waren von der Polizei geduldet

Berlin in den 90er Jahren: besetzte Häuser, Clubs wie der Tresor oder das WMF. Susanne Kirchmayr war nicht nur dabei sondern ein Teil davon. Das Tolle an Berlin seien die umgekehrten Räumlichkeiten gewesen. Da habe es völlig neue Besitzverhältnisse gegeben, die Partys waren von der Polizei geduldet. Alle möglichen Leute haben plötzlich Partys auf die Beine gestellt.

"Ich würde sagen: Diese Clubkultur hält bis heute an und die Wurzeln wurden damals gelegt."
Susanne Kirchmayr, Techno DJ, Produzentin und Feministin

"Die Beats kicken mich nach wie vor"

In den Clubs habe ihrer Meinung nach auch die wirkliche Wiedervereinigung angefangen: Hier sind sich Ost und West zum ersten Mal begegnet, zum Beispiel auch bei Hard Wax - einem der ältesten Plattenläden für elektronische Musik in Deutschland, der für die Entwicklung der Technoszene von großer Bedeutung war. Susanne Kirchmayr hat bei Hard Wax im Vertrieb gearbeitet. Heute geht sie nicht mehr so viel aus, aber die Liebe zum Techno ist ihr geblieben.

"Ich stehe einfach auf Techno. Die Beats, das kickt mich nach wie vor."
Susanne Kirchmayr, Techno DJ, Produzentin und Feministin

Frauen in der Elektroszene

Eine Sache hat sie damals allerdings immer genervt: Jedes Mal, wenn sie irgendwo als DJ auflegte, wurde sie darauf angesprochen, weil es so außergewöhnlich war. Bis heute heißt es, Frauen seien auf diesem Feld unterrepräsentiert. Dass das nicht stimmt, hat Kirchmayr mit ihrem Netzwerk Female Pressure bewiesen. Eine Datenbank, in der sich Frauen aus alles Bereichen der elektronischen Musik registrieren und untereinander austauschen können. Heute hat das Netzwerk Mitglieder aus 62 Ländern.

Susanne Kirchmayr
© Susanne Kirchmayr
Susanne Kirchmayr legt nicht nur auf, komponiert, sondert arbeitet auch als Lehrbeauftragte an zwei Universitäten in Wien.