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Seit die Union im Bundestag mit der AfD gestimmt hat, steht sie in der Kritik. In Umfragen sind die Meinungen darüber gespalten. Auch am Wahlstand von CDU-Kandidat Cornelius Golembiewski in Gera. Wir fragen ihn, wie sich sein Wahlkampf verändert hat.

Die CDU gibt sich nach der Bundestagsabstimmung mit der AfD zur Migrationspolitik nach außen geschlossen. Doch der öffentliche Druck ist groß: CDU-Altkanzlerin Merkel kritisierte das Abstimmungsverhalten. In Berlin demonstrierten rund 160.000 Menschen gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD. Und CDU-Wahlkampfhelfer*innen berichten davon, dass Wahlkreisbüros angegriffen oder besetzt wurden.

Fragen am CDU-Wahlstand

Doch was sagen die CDU-Wählende und -Mitglieder? Cornelius Golembiewski war Landesvorsitzender der Jungen Union in Thüringen und kämpft derzeit in Gera um ein Direktmandat. Gesundheit und Wirtschaft sind seine Themen im Wahlkampf. Vor Ort, sagt er, habe er eigentlich wenig Zwist gespürt – auch wenn die Stimmung schon angespannter sei: "Einige Leute kommen natürlich auf mich zu und sagen 'War gut' und es gibt natürlich auch einzelne, die sagen 'Uff, das war nicht so gut'."

"Es gibt auch einzelne, die mich fragen, ob es ganz sicher ist, dass wir mit der AfD nicht zusammenarbeiten wollen. Die kann ich immer beruhigen und sagen: Ganz klar, das ist so."
Cornelius Golembiewski (CDU)
Cornelius Golembiewski (CDU) beim Wahlkampf in Gera
© privat
Cornelius Golembiewski (CDU) beim Wahlkampf in Gera

Ob er selbst mit der AfD gestimmt hätte, wenn er schon Bundestagsmitglied wäre, konnte er nicht so genau beantworten. Und er ist auch froh, dass er persönlich nicht vor diese Frage gestellt wurde, gibt er zu: "Die Frage muss ich zum Glück nicht beantworten, weil ich eben nicht in der Verantwortung war."

Kritik an Merz kommt vor

Ganz generell, sagt Cornelius Golembiewski, höre er schon auch Kritik an seinem Chef, dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. Er steht jedoch hinter ihm und meint: "Ich glaube, dass Friedrich Merz jetzt ein Kanzler ist, der in dieser unbequemen Zeit ganz gut reinpasst." Anmerkung dazu: Noch ist er es nicht.

"Ich hätte wahrscheinlich auch gesagt: Okay, wir bringen den Antrag ein – hätte aber auf jeden Fall probiert, eine demokratische Lösung zu finden, eben mit SPD und Grünen."
Cornelius Golembiewski (CDU) auf die Frage, wie er im Bundestag gestimmt hätte

Wenn Cornelius Golembiewski auf die Woche nach der Abstimmung zurückblickt, hat er das Gefühl, dass alle demokratischen Parteien Schaden genommen haben. Migration ist auch nicht das Thema, mit dem er in erster Linie die Menschen am Wahlstand in Gera überzeugen will. Er sagt: "Natürlich würde ich viel lieber über Medizin reden – weil medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist ein Riesenthema."

Projektion der Wählerumfrage des ZDF
© ZDF/Forschungsgruppe Wahlen
ZDF-Politbarometer vom 07.02.2025

Hat die CDU nun Schaden genommen durch das umstrittene Manöver im Bundestag? Laut dem aktuellen ZDF-Politbarometer nicht: Die Union hat dort sogar ganz leicht dazugewonnen. "Was deutlicher gestiegen ist, ist die Zustimmung zu Friedrich Merz: Laut dem ARD-Deutschlandtrend von dieser Woche würde ein Drittel der Befragten Friedrich Merz als Kanzler gut finden", sagt Stefan Detjen, Leiter des Deutschlandfunk-Hauptstadtstudios.

In den Umfragen steht die Union weiterhin gut da

Dennoch sind 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass das Vorgehen der CDU für die Demokratie in Deutschland eher schlecht ist – unter diesen 50 Prozent befinden sich aber hauptsächlich Anhänger der SPD, der Grünen und der Linken.

"Die Frage, ob dieser Kurs von Merz jetzt einer ist, der sozusagen einen harten Kern von Unionsanhängern motiviert und mobilisiert, aber es auch schafft, (...) Wähler zu gewinnen, da war eine große Unsicherheit."
Stefan Detjen, Leiter des Deutschlandfunk-Hauptstadtstudios

Der innere Kreis von CDU-Anhängerinnen und -Anhängern sei durch die Attacken von außen und die Kritik hoch motiviert und habe sich noch enger zusammengeschlossen, sagt Stefan Detjen. Er hat beim vergangenen CDU-Parteitag mit vielen CDU-Mitgliedern auch abseits der Bühne gesprochen.

Die "Brandmauer" wankt

Dennoch gebe es auch eine gewisse Unsicherheit darüber, welche Folgen diese Abstimmung zusammen mit der AfD hat. Vermutlich werde sich das künftig vor allem in den ostdeutschen Landesverbänden zeigen: Die "Brandmauer" zur AfD könnte ins Wanken geraten.

"Merz kann nicht mehr in östliche Landesverbände gehen und so argumentieren wie bisher. Ich glaube, da werden wir sehen, dass diese 'Brandmauer' noch in einer ganz anderen Weise fällt."
Stefan Detjen, Leiter des Deutschlandfunk-Hauptstadtstudios

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Nach Merz-Manöver
Wie vereint ist die CDU im Wahlkampf?
vom 07. Februar 2025
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Cornelius Golembiewski, CDU-Kandidat in Gera
Gesprächspartner: 
Stefan Detjen, Dlf-Hauptstadtstudio