Reparieren oder gebraucht kaufen statt ab in die Tonne: Das gilt natürlich auch für Möbel. Sollen die nachhaltig sein, geht es unter anderem um ihre Haltbarkeit. Heißt also: Massivholz schlägt Pressspan – nicht nur in Sachen Umzugstauglichkeit.

Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile nicht nur unter den Modekonzernen angekommen, auch ein schwedischer Möbelkonzern möchte jetzt als eine der großen Möbelketten nachhaltiger werden. Bis 2030 sollen die selbst gesetzten Nachhaltigkeitsziele umgesetzt sein. Und die sind ehrgeizig, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau.

Pläne zur Nachhaltigkeit, denn "grün" verkauft sich besser

Nachdem das schwedische Unternehmen in der Nähe von Stockholm sein erstes Secondhandgeschäft für gebrauchte und reparierte Möbelstücke Anfang November 2020 eröffnet hat, soll das übrige Sortiment der Möbelhauskette in den nächsten Jahren nachziehen. Die Nachhaltigkeitspläne sehen vor, dass bis 2030 alle Produkte aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen sind. Das soll für alle Teile der gesamten Lieferketten gelten.

"Ikea ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, die wollen in erster Linie Möbel verkaufen. Und mit der Message 'Wir werden grün' verkauft sich alles besser – das haben mittlerweile viele große Unternehmen erkannt."
Nico Rau, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Schon länger arbeitet der Möbelkonzern bei seinen Holzprodukten mit dem FSC-Siegel. Hinter dem Siegel steckt der Forest Stewardship Council, der Nachhaltigkeit garantieren will. Finanziert wird das Gremium über die Beiträge seiner Mitglieder. Der schwedische Möbelriese ist eines davon.

Zudem steht sein Siegel häufig in der Kritik. Der Vorwurf: Unter dem FSC-zertifizierten Holz stammt manches aus illegaler Abholzung aus Ländern wie Russland, der Ukraine oder Rumänien, erklärt Benedikt Jacobs, Experte für Ressourcen und Rohstoffe beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Mehr kurzlebige Möbel

Aussagekräftige Studien zum Nachhaltigkeitscharakter der Möbelindustrie, zum Beispiel ihrem CO2-Fußabdruck, fehlen bislang. Einen Aspekt, den der BUND in dem Kontext im Blick hat, ist die Haltbarkeit von Möbeln.

Hier beobachten die Expertinnen und Experten eine Tendenz hin zu kurzlebigen Möbelstücken. Die Umweltschutzorganisation erklärt sich das durch die Marktdominanz einiger weniger Konzerne, die möglichst viel verkaufen möchten.

"Mein Bauernschrank aus Massivholz ist zwischen 50 und 100 Jahre alt. Mit dem bin ich viermal umgezogen. Während das Sideboard, das ich vom Möbeldiscounter gekauft habe, maximal zwei Umzüge erlebt hat."
Benedikt Jacobs, Experte für Ressourcen und Rohstoffe beim BUND

Je länger die Möbel halten und je mehr gebrauchte Möbelstücke gekauft werden, desto mehr Ressourcen können eingespart werden – ähnlich wie bei Kleidung. Dafür rät Nico Rau zum Möbelkauf über klassische Online-Kleinanzeigen-Portalen wie Ebay, Kalaydo und Quoka. Oder eben Geschäften, die gebrauchte Möbel reparieren und aufhübschen.

Eine Topfblume auf einem Tisch.

Massivholz vor Pressspan

Was die Lebensdauer betrifft, sollte beim Kauf auf Massivholzmöbel geachtet werden, empfiehlt Mark Vomberg vom Second-Hand-Geschäft Möbelkiste Vom Dabberg. Die sind qualitativ hochwertig produziert.

Günstige Möbel aus Pressspan könnten hingegen mit formaldehydhaltigen Kleber behandelt sein, was Jahre später noch ausdampfen kann und als krebserregend eingestuft wird.

Shownotes
Nachhaltigkeit
Mit Secondhandmöbeln nachhaltig wohnen
vom 12. November 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova