Statt Anfang 2023 soll das 49-Euro-Ticket erst ab April kommen. Auch weil die Finanzierung des Deutschlandtickets (so der offizielle Name) umstritten ist. Bis dahin lohnt es sich, nach Angeboten zu schauen, um die Zeit günstig(er) zu überbrücken.

Regionale Abos können so eine günstige Alternative sein. "Bei einer Befragung zum 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 zeigte sich, dass drei Viertel der Leute das Angebot in ihrer näheren Umgebung genutzt haben und zwar in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometer", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ilka Knigge.

Einzelne Verkehrsbetriebe bieten zurzeit Sondertickets an. In Leipzig beispielsweise ist bei allen Abos, die mindestens drei Monate laufen, ein Monat gratis. Die Aktion läuft aber am 30. November aus. In Berlin wiederum gibt es das 29-Euro-Ticket. "Das könnte auch noch über den Dezember hinaus verlängert werden", sagt Ilka. Doch das ist noch unklar.

Manche Verkehrsbetriebe haben spezielle Angebote

Auch in der Fläche gibt es teils besondere Angebote. In Nordrhein-Westfalen dürfen alle, die von einem der lokalen Verkehrsbetriebe ein Abo haben, noch bis Ende 2022 an Wochenenden und in den Weihnachtsferien im ganzen Bundesland fahren. Sie dürfen auch zwei Erwachsene und drei Kinder oder zwei Fahrräder mitnehmen. Zur Aktion zählt außerdem, dass Besitzer*innen von speziellen Abos, die zum Beispiel erst ab 9 Uhr gelten, schon früher unterwegs sein dürfen. Aktuelle Infos bieten die Verkehrsbetriebe.

Ausschau halten nach Angeboten

Es kann sich auf jeden Fall lohnen, zu checken, ob es aktuelle Alternativen gibt. Das gilt auch für den überregionalen Verkehr. Bei der Deutschen Bahn gibt es zum Beispiel Abos für bestimmte Strecken. Das können Wochen- oder Monatstickets für den Regional- oder Fernverkehr sein. "Die sind aber recht teuer", sagt Ilka. "Das lohnt sich eigentlich nur, wenn man diese Strecke regelmäßig fährt."

Jobtickets hingegen können eine günstige Alternative sein. Doch darüber entscheiden die Unternehmen, die solch ein Angebot mit dem jeweiligen Verkehrsbetrieb vereinbaren müssen. Am besten ist es, direkt beim Arbeitgeber danach zu fragen.

"Es lohnt sich, bei der Arbeit nach einem Jobticket zu fragen. Das könnte auch Teil einer Gehaltsverhandlung sein, ist ja ein guter Inflationsausgleich."
Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Das Jobticket kann unter bestimmten Umständen quasi wie eine steuerfreie Gehaltserhöhung funktionieren. Denn die Steuererklärung sieht eine Pauschale für Fahrtkosten und andere Werbungskosten vor. "Wenn man über die Pauschale nicht hinauskommt, dann ist das Ticket super", meint Ilka. Bei allen, die über der Pauschale liegen, ist der steuerliche Mehrwert geringer. Sie können ohnehin ihre Fahrtkosten ansetzen.

Semesterticket vs. Deutschlandticket

Beim Semesterticket sieht es wiederum anders aus. Das haben alle, die studieren. Bezahlt wird es über den Semesterbeitrag, den alle Studierenden zahlen müssen. Das 9-Euro-Ticket hat vielen Geld gespart, sie bekamen eine anteilige Rückerstattung des Semesterbeitrages oder der Beitrag wurde gesenkt.

Das 49-Euro-Ticket bringt Studierenden weniger. Nur solchen, die zwischen Bundesländern pendeln, viel für ihr Semesterticket zahlen oder das Semesterticket nur ein kleineres Gebiet abdeckt.

"Ein Mini-Tipp für Einzelfahrten: Teilweise sind die Tickets in Apps günstiger als am Automaten."
Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Es gibt auch Angebote für alle, die wenig Geld haben und auch kein Semester- oder Jobticket besitzen. Wer Wohngeld berechtigt ist, bekommt ein Sozialticket. Das sind vergünstigte Monatstickets, die zumindest einzelne Verkehrsbetriebe anbieten. Ab 2023 tritt die Reform des Wohngelds in Kraft und mehr Menschen werden dann Anspruch darauf haben.

Außerdem lohnt es sich, die Tickets für Einzelfahrten über die jeweilige App zu kaufen, weil sie dann teilweise günstiger sind als am Automaten". "Manchmal sind sie auch in der DB-App günstiger als bei den Verkehrsbetrieben", meint Ilka.

Mobilität muss bezahlbar sein

Unabhängig vom Starttermin des 49-Euro-Tickets gibt es generelle Kritik am Preis. Die Mobilitätsforscherin Claudia Hille zum Beispiel findet, dass 49 Euro für manche Menschen zu viel sind. Sie ist Geschäftsführerin des Instituts Verkehr und Raum an der Fachhochschule Erfurt. Claudia Hille plädiert für eine Staffelung des Tickets von 25 bis 49 Euro.

Mobilitätsforscherin Claudia Hille im Gespräch mit Thilo Jahn am 29. November
"Das 49-Euro-Ticket wird nicht den großen Effekt haben."

Claudia Hille sieht auch das Problem, ob man mit dem 49-Euro-Ticket Menschen für den ÖPNV begeistern kann, die bislang eher andere Verkehrsmittel nutzen. Das 9-Euro-Ticket war sehr viel günstiger, sodass mehr Personen den Umstieg auch einfach mal ausprobiert haben.

Shownotes
Mobilitätswende
Verspätung beim 49-Euro-Ticket: Günstige Alternativen im Nahverkehr
vom 30. November 2022
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin