Seit über zweieinhalb Jahren arbeitet Utz Dräger als Autor in Nairobi. Die kenianische Hauptstadt hat einen miesen Ruf: Armut, Kriminalität und Gewalt bestimmen den Alltag. Anfangs sei das fehlende Sicherheitsgefühl ein Problem gewesen, doch beachtet man gewisse Regeln, dann zeigt sich Nairobi als wunderschöne Stadt.
"Mal eben an die Bushaltestelle laufen, oder einfach nur laufen“, das ist in Nairobi leider nicht so einfach möglich, sagt Utz Dräger. Wer das Leben in einer deutschen Stadt gewohnt ist, muss in Nairobi umdenken. Sicherheit geht vor und viele Wege müssen im Alltag vorausgeplant werden.
"Als deutscher Mittelschichtsmensch bin ich hier wahnsinnig reich und bei mir gibt es was zu holen."
Sicherheit ist auch der Grund, warum Utz Dräger in einer "Gated Community" wohnt, einer mehrfach umzäunten und bewachten Wohnanlage. Überfälle sind hier trotzdem möglich, oft wird dafür das Sicherheitspersonal bestochen. Um sich und seine Frau besser zu schützen, unterstützt Dräger sein Personal mit kleinen Krediten.
Feiern in Nairobi? Kein Problem
Ein Samstag in Nairobi lädt dazu ein, viel draußen unterwegs zu sein. Die Stadt ist einfach wunderschön und vor allem sonnenverwöhnt, sagt Utz Dräger. Und auch abends hat die Stadt einiges zu bieten und steht deutschen Städten in nichts nach:
"Das Nachtleben in Nairobi ist sehr toll, sehr bunt, lustig, extrem, wild. Es macht Spaß hier was zu unternehmen."
Das Schöne am Nachtleben in den Clubs und Bars der Stadt ist, dass Ausländer, Touristen und Kenianer oft zusammen feiern. Ausländische Besucher sollten allerdings nicht mit dick gefüllten Portemonnaie unterwegs zu sein und immer sollte der Weg nach Hause im Vorfeld geplant sein.
Der Terror beschäftigt das Land
Der Überfall auf das Westgate-Einkaufszentrum im September 2013 durch die somalischen Al-Shabaab-Milizen hat tiefe Spuren im Land hinterlassen. Über 60 Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, seitdem ist auch der Tourismus in Kenia stark eingebrochen.
"Als Gefühl, als Trauma, das begleitet die Menschen in der Stadt. Das hat noch eine ganz andere psychische Wirkung - über die wirklich beklagenswerten Opfer hinaus."
Die Bedrohung durch den Terror ist nach wie vor real. Seit dem Anschlag auf das Einkaufszentrum ist die kenianische Regierung bemüht, für Sicherheit zu sorgen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Razzien in Stadtteilen, in denen auch Somalis wohnen – teilweise mit rabiaten Methoden:
"Menschen wurden tagelang in Fußballstadien gesperrt. Bürgerrechte, da muss man gar nicht erst mit kommen. Da wurde sicher auch mal zugeschlagen. Dieser Terror, der hat Kenia übel mitgespielt."
Erst heute Morgen hat Utz Dräger eine Warnmeldung über einen Terroranschlag in der Stadt erhalten. Das geplante Essen mit Kollegen in der Stadt wurde vorsichtshalber abgesagt und in einer der "Gated Communities" verlegt, dorthin, wo es einfach sicherer ist.
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