Auf dem Schwarzmarkt wird für ein Kilo Nashorn-Mehl mehr Geld gezahlt als für ein Kilo Gold. Wenn das Nashorn doch so viel wert ist, warum wird es nicht einfach in so großen Mengen gefälscht, dass der Markt für echtes Nashorn zusammenbricht? Keine gute Idee, sagt Johannes Kirchgatter vom WWF.

Das Horn eines Rhinozeroses besteht genau wie Fingernägel, Pferdehufe und Kuhhörnern aus Keratinfasern. Und trotzdem werden auf dem Schwarzmarkt für ein Kilo Rhino-Horn bis zu 60.000 US-Dollar erzielt - mehr Geld als für die gleiche Menge an Gold, das kostet circa 40.000 Dollar.

Nashorn ist ein Statussymbol

Das liegt vor allem daran, dass die Hörner von Breit- und Spitzmaulnashörnern in Fernost als Statussymbol gelten und Nashorn-Mehl in der Traditionellen Medizin als Wundermittel gegen Fieber, Impotenz oder Krebs verwendet wird. Wissenschaftler konnten bislang allerdings in keiner Studie irgendeine medizinische Wirkung nachweisen. "Es ist allein der Glaube daran, der die Leute das kaufen lässt“, sagt Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent der Naturschutzorganisation WWF.

"Es ist allein der Glaube daran, der die Leute das kaufen lässt."
Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent der Naturschutzorganisation WWF

Kirchgatter zufolge leben in Afrika aktuell nur noch 20.000 bis 25.000 Nashörner. Und obwohl die Tiere weltweit unter dem strengsten Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens stehen, wird weiterhin Jagd auf sie gemacht: Allein im vergangenen Jahr wurden 1338 Nashörner getötet - Rekord. "Wenn das so weiter geht, kann man sich ausrechnen, dass sehr bald keine Nashörner mehr da sind“, stellt Kirchgatter fest.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Aber wenn die Hörner aus Keratin bestehen, wäre es dann nicht einfach möglich, den Markt mit gefälschtem Nashorn-Mehl zu fluten und dadurch langfristig zu stoppen? Eine Idee, die auch bereits von Tierschützern angeführt letztendlich aber wieder verworfen wurde, so Kirchgatter: "Das würde wahrscheinlich nicht funktionieren.“ Im Gegenteil: Wenn zunehmend gefälschtes Mehl auf den Markt gelangt, würde sich dadurch die Nachfrage nach echtem Nashorn-Mehl wahrscheinlich sogar noch erhöhen.

Mehr Aufklärung

Kirchgatter ist der Meinung, dass solche und ähnliche Ideen - wie etwa auch die, zur Abschreckung Gift in die Hörner zu spritzen - verworfen werden müssen. Stattdessen sollte die Jagd erschwert, der Handel unterbunden, und die Konsumenten aufgeklärt werden: "Man muss alles dafür tun, die Leute vor Ort zu überzeugen, so einen Blödsinn nicht mehr zu kaufen.“

"Man muss alles dafür tun, die Leute vor Ort zu überzeugen, so einen Blödsinn nicht mehr zu kaufen.“
Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent der Naturschutzorganisation WWF
Shownotes
Nashorn-Jagd
Das graue Gold
vom 26. Oktober 2016
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent bei WWF