Der römische Kaiser Nero gilt als Inbegriff eines größenwahnsinnigen Tyrannen. Er war aber nicht brutaler als andere Herrscher seiner Zeit. Den Hass der Geschichtsschreiber zieht er auch auf sich, weil er in Frauenkleidern durch die Nacht zieht und seinen künstlerischen Ambitionen freien Lauf lässt.
Kaiser Nero - für viele ist er das Musterbeispiel eines durchgeknallten Herrschers. Er regierte von 54 bis 68. Für eine Gartenparty lässt er Christen an Pfähle binden und anzünden, um so für Beleuchtung zu sorgen. Allein das reicht aus, um aus ihm einen gewalttätigen Antichristen zu machen. Ganz so einfach ist es aber nicht.
Nero schwärmte für die Kunst
Nero hatte auch eine feingeistige Seite: Er nahm an den Olympischen Spielen in Griechenland teil. Er veranstaltete öffentliche Feste, bei denen er als Schauspieler auftrat - die Zuschauer jubelten, die Senatoren wendeten sich angewidert ab. In Frauenkleidern zog Nero durch die Nacht und mischte sich unter das Volk. Das brachte ihm den Zorn und die Ablehnung der Aristokratie ein, aus deren Reihen die wichtigsten römischen Geschichtsschreiber stammten.
Sueton oder Tacitus schrieben ihre Verachtung nieder und sorgten so für ein negatives Bild in der Nachwelt. Als später christliche Historiker über Nero schrieben, sorgte dessen Christenverbrennung nach dem Brand in Rom endgültig dafür, ihn zum größenwahnsinnigen Tyrannen zu stempeln. In dieser History wollen wir unser Bild von Nero einmal gerade rücken.
Was ihr außerdem in Eine Stunde History hört:
- Stephan Elbern ist Nero-Biograph, er beschreibt den römischen Kaiser als feinsinnigen Künstler, der keineswegs so brutal war, wie man lange Zeit glaubte.
- Matthäus Heil ist Historiker und hat sich auf die Bedeutung und die herausragende Rolle der römischen Kaiser spezialisiert.
- Der Althistoriker Klaus Martin Girardet sagt, dass das Ausmaß der Christenverfolgungen während der Herrschaft Neros nicht außergewöhnlich war.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erklärt die Jugend Neros und die Absichten seiner Mutter Julia Agrippina – der Gründerin Kölns -, aus ihrem Sohn baldmöglichst einen römischen Kaiser zu machen.