Stress fühlt sich nicht gut an, ist aber ein supernützlicher Alarmzustand. So weiß unser System: Jetzt steht etwas Wichtiges an. Problematisch wird es, wenn wir ständig gestresst sind. Was dagegen hilft? Interessanterweise keine radikale Stressreduktion.

Unser Herz schlägt schneller, die Muskeln verspannen sich und wir atmen, statt tief ein und aus, schnell und flach: Der Körper ist im Alarmzustand. Umgangssprachlich sagen wir dazu Stress. Eigentlich ist das supernützlich, sagt Jana Niehof. Die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin hat zu dem Thema recherchiert und erklärt: Im Prinzip sagen unser Gehirn und unser Körper auf diese Weise: Achtung, wir müssen jetzt vorsichtig sein. Diese Situation könnte gefährlich sein.

Wenn Stress normal wird, ist es ein Problem

Schön fühlt sich das alles nicht an, sagt auch Neuromediziner Volker Busch. Doch bedenklich oder gefährlich ist Stress an sich nicht. Problematisch werde Stress erst, wenn er chronisch wird.

"Es gehört zum Leben dazu, dass wir uns manchmal überfordert fühlen und alles hinschmeißen möchten."
Volker Busch, Neuromediziner

Chronisch wird Stress, so Volker Busch, wenn wir etwas Traumatisches erlebt haben oder wenn wir über eine lange Zeit unter Druck stehen. Dann bekommt unser Körper oder besser gesagt unser Nervensystem keine Ausgleichsphasen mehr. Wichtig am Stress ist, dass er wieder aufhört. Bleibt er bestehen, kann es passieren, dass wir gestresst sind, das aber gar nicht mehr spüren.

"Wenn unser Körper rund um die Uhr glaubt, in Gefahr zu sein, kann das krank machen."
Volker Busch, Neuromediziner

Wer die Auswirkungen von chronischem Stress erlebt hat – Herzrasen, Schlaflosigkeit oder sogar Panik – kommt womöglich auf die Idee, Stress zu vermeiden. Klar: Wer sich weniger oft in stressige Situationen begibt, fühlt sich auch ruhiger. Doch das ist ein Fehlschluss, warnt Neuromediziner Volker Busch. "Wenn wir zu sehr damit beschäftigt sind, Angst vor Stress zu haben, geht das nach hinten los." Seine Empfehlung: stressige Phasen immer wieder bewusst mit Ausgleich und Ruhe unterbrechen. So lernt unser Nervensystem wieder zu verstehen: Wir sind nicht dauerhaft in Gefahr. Wir sind in Sicherheit.

Shownotes
Nervensystem
Stresstraining macht resilienter
vom 22. August 2025
Moderation: 
Dominik Schottner
Gesprächspartnerin: 
Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin