Wer eine Verpackung als Erster mit Ware befüllt, trägt auch die Verantwortung für Entsorgung und Recycling. Das ist die Idee hinter dem neuen Verpackungsregister Lucid, das Bundesumweltministerin Svenja Schulze heute (14.01.2019) vorgestellt hat.

Deutschland – das ist das Land der Mülltrenner und Recycling-Weltmeister. Soweit das Klischee. Aber selbst wenn das stimmen sollte – und wir immer alles brav in die richtige Tonne werfen – nicht alles lässt sich recyceln. 2016 landete über die Hälfte des weggeworfenen Kunststoffs in der Müllverbrennungsanlage. Ein neues Verpackungsgesetz, das seit Anfang dieses Jahres gilt, soll an dieser miserablen Quote etwas ändern – unter anderem mit dem Verpackungsregister Lucid. 

130.000 Händler und Hersteller haben sich schon beim Verpackungsregister Lucid registriert. Seit dem 1.1. 2019 ist die Menge an Verpackungen, die ein Unternehmen befüllt, verkauft und die dann schließlich im Abfall landet, transparent.  

"Mein Ziel ist es, eine echte Trendwende zu erreichen weg von der Wegwerf- und Verpackungsmüllgesellschaft"
Bundesumweltministerin Svenja Schulze

Schon länger gilt: Wer Verpackungen in Verkehr bringt, muss auch an die dualen Systeme zahlen – und damit dafür, dass Müll richtig entsorgt und recycelt wird. Dank des neuen Registers soll jetzt auch sichergestellt werden, dass auch wirklich alle zahlen. Das gilt auch für Online-Händler, die sich bislang nur schwer kontrollieren ließen. Andernfalls drohen Bußgelder oder sogar ein Vertriebsverbot. 

Die Daten aus dem Register werden mit Angaben der dualen Systeme abgeglichen und öffentlich gemacht. Die Hoffnung: Unternehmen könnten künftig auf unnötige Verpackung verzichten – und da, wo sie unvermeidbar ist, darauf achten, dass sie sich besser recyceln lässt.  

Weniger Verpackungsmüll

Hinter all dem steht ein großes Ziel: weniger Verpackungsmüll. Denn noch immer ist Deutschland hier Spitzenreiter in der Europäischen Union. 220 Kilogramm Verpackung landen jedes Jahr in jedem deutschen Haushalt in den Tonnen. "Mein Ziel ist es, eine echte Trendwende zu erreichen weg von der Wegwerf- und Verpackungsmüllgesellschaft", sagte Umweltministerin  Svenja Schulze. 

Ab sofort gilt: Verpackung ist nicht gleich Verpackung. Wer eine besonders schlecht recycelbare Variante für seine Produkte wählt, zahlt auch mehr. Besonders schlecht lassen sich zurzeit zum Beispiel Fleischverpackungen wiederverwerten. Der Hintergrund: Sie haben sogenannte Barriereschichten, die dafür sorgen, dass die Verpackung gastdicht ist – also keine Luft ans Fleisch gelangen kann – das Fleisch bleibt also länger haltbar. Gut für den Verbraucher, schlecht für die Umwelt. Denn diese Spezialverpackungen landen bislang direkt in der Verbrennungsanlage.  

"Ideal wäre: Der Gesetzgeber schreibt vor, für Verpackungen von Shampoo oder Spüli dürfen wir nur noch eine Kunststoffsorte nehmen. Am besten keine schwarzen Verpackungen, keine großen heterogenen Störstoffe – dann können wir vernünftig recyceln. Wir müssen vorne ansetzen."
Peter Quicker, Professor an der RWTH Aachen

Es ist also klar, dass in Deutschland etwas in Sachen Verpackung getan werden muss. Und es muss sich zeigen, ob das Verpackungsregister ein Schritt in die richtige Richtung ist. Peter Quicker, Professor an der RWTH Aachen, ist skeptisch. Er vergleicht Lucid mit einer Kontrollbehörde, die aber am Grundproblem nichts ändere: Viele Verpackungen sind schlecht, weil sie sich nicht recyceln lassen. Er wünscht sich konkrete Vorgaben, welche Verpackungen erlaubt sind und welche nicht. Also beim Müllproblem vorne anfangen und besser wiederverwertbare Umhüllungen produzieren, statt hinterher viel zu kontrollieren.

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Shownotes
Recycling
Neues Verpackungsregister Lucid: Wer verpackt, der zahlt
vom 14. Januar 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt