Der Bundestag hat das Waffenrecht verschärft. Strengere Kontrollen und mehr Überwachung sollen für mehr Sicherheit sorgen. Journalist Lars Winkelsdorf bezweifelt aber, dass das neue Waffengesetz das Leben in Deutschland sicherer macht. Es fehle schlicht an Personal.
Der Bundestag hat am Freitag (13.12.2019) beschlossen, das Waffenrecht zu verschärfen. Es soll schwieriger werden, Waffen zu kaufen und der Besitz soll schärfer kontrolliert werden. Im Wesentlichen geht es um die strengere Rückverfolgung von Schusswaffen und deren Einzelteile, sagt Journalist Lars Winkelsdorf. Er ist Waffensachverständiger und übt offen Kritik an dem neuen Waffengesetz.
Das Ziel der Regierung ist es, dass Menschen mit verfassungsfeindlichen und extremistischen Überzeugungen künftig in Deutschland keine Waffen mehr besitzen dürfen. Bevor man in Deutschland einen Waffenschein bekommt, soll es künftig eine Regelanfrage beim Verfassungsschutz geben.
Mehr illegale Waffen – zu wenig Personal für Kontrolle
Mit dem neuen Gesetz wird die Zahl der illegalen Waffen größer. Denn fortan sollen auch große Magazine mit vielen Patronen verboten werden. Außerdem sollen regelmäßige Überprüfungen durch die Verfassungsschutzbehörden stattfinden. Für jeden einzelnen Waffenbesitzer, betont Lars Winkeldorf. Und das ist auch schon Teil seiner Kritik am neuen Gesetz. Er glaubt nicht, dass genug Personal da ist.
"Auf dem Papier klingt das gut. Aber wer soll die Waffen einsammeln?"
Lars Winkelsdorf kritisiert, dass auf die Polizei jetzt noch mehr Aufgaben zukämen – gleichzeitig aber nicht das Personal erhöht werde. Das müsste es aber, wenn man das Gesetz ernst nimmt. Es sieht eine Regelüberprüfung durch den Verfassungsschutz vor, bevor eine Waffenerlaubnis erteilt wird. Diese soll sicherstellen, dass Extremisten keinen Zugang zu Waffen haben.
Wie viel Sicherheit das Waffengesetz bringt
Lars Winkelsdorf kritisiert das Gesetz als Verwaltungserschwerung und glaubt, dass es durch die Mehrbelastung der Polizei eher unsicherer als sicherer wird.
"Wir haben mehr Aufgaben für die gleiche Zahl an Polizisten und dadurch wird es unsicherer und nicht sicherer."
Illegale Schusswaffen auf dem Schwarzmarkt
Lars Winkledorf hat zur Recherche selbst versucht, an illegale Waffen zu kommen. Dafür gibt es einen Parallelmarkt, sagt er und in der Regel habe es zwei bis drei Stunden gedauert, bis ihm irgendjemand illegale Waffen angeboten hat.
Das Problem sei, dass in Deutschland einfach wahnsinnig viele illegale Waffen in den Haushalten schlummern. Bis 1972 konnte man Waffen in Deutschland noch einfacher als in den USA kaufen. Diese treten dann häufig bei Haushaltsauflösungen zutage und landen oft auf dem Schwarzmarkt, sagt der Journalist. Über Kleinanzeigen oder Ramschläden sei er immer schnell an Waffen gekommen.
"Über Kleinanzeigen oder in Ramschläden bin ich schnell fündig geworden. Durchschnittlich wurden mir nach zwei bis drei Stunden illegale Waffen angeboten."
Auf dem Schwarzmarkt werde viel zu wenig unternommen, sagt Lars Winkelsdorf. "Wir haben in Deutschland 20 bis 30 Millionen illegale Waffen. Durch das neue Gesetz sind noch mal mindestens fünf Millionen weitere illegale Waffen dazu gekommen." Der Journalist stellt infrage, ob es ausreicht, wenn pro Jahr um die 2000 bis 3000 illegale Waffen eingesammelt werden.
Besser wäre es seiner Meinung nach, wenn die Millionen illegaler Waffen gezielt in der Bevölkerung eingesammelt würden. Er hält es auch für sinnvoll, den Menschen Möglichkeiten zu eröffnen, die Waffen abzugeben. Aber auch hier sei man wieder an dem Punkt "Personalproblem", so Lars Winkelsdorf.
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