Nach dem Panamakanal ist jetzt der Nicaragua-Kanal geplant. Eine 300 Kilometer lange Wasserstraße durch den Nicaraguasee in Mittelamerika - mit Flughafen und Fabriken. Umweltschützer wollen das Vorhaben stoppen.
Die Regierung von Nicaragua erhofft sich von dem Kanal mehr Wohlstand, Umweltschützer hingegen fürchten weitreichende Konsequenzen für Mensch und Natur. Die 300 Kilometer lange Wasserstraße soll der große Bruder vom Panamakanal werden und auch einmal quer durch den mittelamerikanischen Kontinent gehen. Durch die Verbindung von Karibischem Meer und Pazifik sollen sich die Schifffahrtsrouten zwischen der US-Ostküste und Asien verkürzen.
"Damit nicht so viel Land abgetragen werden muss, soll der Kanal durch den Nicaraguasee verlaufen. Das größte Frischwasser-Reservoir Mittelamerikas."
Ein jüngst erstelltes Gutachten eines chinesischen Bauunternehmens wird von Umweltschützern stark angezweifelt. Die Regierung hatte es in Auftrag gegeben. Forscher fordern aber den Stopp des Projekts, solange nicht hinreichend geklärt ist, ob der Kanal umweltverträglich ist. Die Folgen für die Natur schätzen sie fatal ein. Dadurch, dass zwei Flusssysteme zusammengeführt werden, könnten Lebewesen aufeinander prallen, die bisher immer getrennt waren.
Durch den Eingriff ins Ökosystem droht Artensterben
Befürchtet wird unter anderem, dass anpassungsfähige Fische alteingesessene Arten verdrängen und ganze Arten aussterben. Auch an Land sei absehbar, dass sich der Nicaraguakanal auf die Tierwelt auswirkt. Tiere, die sich immer begegnet sind und sich paaren konnten, könnten das dann nicht mehr. Außerdem könnte der Kanal Folgen für das letzte Stück unberührten Regenwaldes haben. Dort leben seltene Papageienarten, Affen, Tapire, Pumas, Jaguare und Ozelots.
"Nach aktuellem Stand soll es Ende des Jahres los gehen mit dem 40 Milliarden Euro teuren Projekt."
Warum aber hält die Regierung so fest am Nicaraguakanal? Die Antwort lässt sich kurz fassen: Sie erhofft sich einen Wirtschaftsaufschwung. Aber ihr steht noch ein langer Streit mit Forschern und Umweltschützern bevor. Denn nicht zuletzt gibt es auch die Befürchtung, dass die Teilung des Landes das Leben vieler Menschen schwieriger machen würde und indigene Völker ihr Land verlieren könnten.