Dr. Johannes hat den Silvesterdienst gezogen. Er ist Notfallmediziner in Hamburg und hat aus der Notaufnahme mit uns gesprochen. Dort war ganz gut was los. "Jeder, der dachte, er braucht mal einen Arzt, ist vorbei gekommen".
Wie schlimm muss der Zustand eigentlich sein, damit ein Besuch in der Notaufnahme gerechtfertigt ist? Dr. Johannes und seine Kollegen finden, es geht zu wie bei McDrive: "Wenn ich nachts um vier Uhr Hunger hab, fahr ich zu McDonalds und wenn ich Bauchschmerzen hab, fahr ich in die Notaufnahme - ob das durchdacht ist oder nicht", erklärt Dr. Johannes. Trotzdem ist es natürlich immer erlaubt in die Notaufnahme zu kommen. Er betont aber, dass es darum geht zu helfen, wenn jemand wirklich "Not" hat.
"Jeder kommt für jedes Wehwehchen: Fieber, Bauchschmerzen, seit drei Wochen nicht kacken können. Das spamt einem die Notaufnahme zu."
Die, die sich am lautesten beschweren warten zu müssen, gehören meistens nicht in den Wartebereich, meint Dr. Johannes. Außerdem wünscht er sich, dass die Patienten freundlich sind. Das erleichtert die stressige Arbeit der Ärzte und des Pflegepersonals. Das ist nicht immer leicht und klappt auch nicht überall. In Australien werden sogar stichsichere Westen für das Personal in der Notaufnahme vergeben. Soweit soll es nicht kommen.
Tipps für einen optimalen Aufenthalt in der Notaufnahme:
- Nett sein
- Das Problem so gut es geht beschreiben
- Omi nicht einfach vor der Türe absetzen, sondern dabei bleiben
- Dokumente mitbringen, falls vorhanden
- Beim Übersetzen helfen, falls nötig
"Das funktioniert wie im Krieg: Wer schlimmer dran ist, kommt schneller dran. Wenn drei Herzinfarkte reinkommen, müssen Kleinigkeiten warten. Das verstehen viele nicht."
Wenn nett sein nicht drin ist, werden Dr. Johannes und seine Kollegen von einem Sicherheitsdienst beschützt. Vor merkwürdigen Verletzungen und kuriosen Geschichten rettet Dr. Johannes aber niemand. Wenn Frauen wegen Bauchschmerzen kommen und überraschend kurz vor der Geburt stehen, oder sich Männer diverse Dinge rektal einführen, staunt er immer noch. "Das sind keine Mythen", weiß er. "Vom Matchboxauto bis zum gefrorenen Hamster - irgendwann hat man einen vor sich."